piwik no script img

Irlandbesuch soll Obama zu Hause Stimmen bringen

WAHLKAMPF US-Präsident sagt Irlands Premier bei wirtschaftlicher Stabilisierung Unterstützung zu

AUS DUBLIN RALF SOTSCHECK

„Willkommen zu Hause, Mr President“, titelten einige irische Zeitungen. US-Präsident Barack Obama hat der Grünen Insel gestern zu Beginn seiner kurzen Europatour einen hastigen Besuch abgestattet. Im nächsten Jahr wird in den USA gewählt, und es geht um die Stimmen der 35 Millionen US-Bürger, die sich auf irische Wurzeln berufen.

Die immensen Sicherheitsvorkehrungen für den Besuch der englischen Königin in der vorigen Woche waren beibehalten worden, die Dubliner Innenstadt war für den Autoverkehr gesperrt. Nachdem Obama mit seiner Frau Michelle bei der irischen Präsidentin Mary McAleese vorbeigeschaut und einen Baum gepflanzt hatte, traf er sich mit Premierminister Enda Kenny. Dem ging es vor allem um Rückendeckung bei seinem Kampf um die Reduzierung der hohen Zinsen, die der Internationale Währungsfonds und die Europäische Zentralbank den Iren im Dezember für das „Rettungspaket“ in Höhe von 85 Milliarden Euro aufgedrückt haben. „Wir werden alles tun, um Irland auf dem Weg der wirtschaftlichen Erholung zu helfen“, versprach Obama, ohne jedoch die Zinsen zu erwähnen.

Mittags hielt Obama, hinter Sicherheitsglas, eine Rede vor der Universität Trinity College, vor die bereits am Morgen 25.000 Dubliner geströmt waren, um einen guten Platz zu bekommen. Obama sprach von der tiefen Freundschaft zwischen den USA und Irland: Die Grüne Insel sei nicht nur von strategischem Interesse, sondern es gebe wegen der Emigranten auch eine Blutsbrüderschaft.

Am Nachmittag flog Obama per Hubschrauber in den Heimatort seiner Vorfahren. Beinahe wäre der Abstecher nach Moneygall ins Wasser gefallen. Obamas wie ein Panzer gesicherter Cadillac, der aus den USA eingeflogen worden war, blieb auf einer Bodenwelle vor der US-amerikanischen Botschaft in Dublin stecken, weil er zu schwer war.

15 Polizisten und ein Minibus blockierten die Sicht, damit die Fotografen kein Bild von dem Malheur machen konnten. Schließlich holte man aus der Tiefgarage der Botschaft einen Ersatzwagen, sodass Obama seine Reise fortsetzen konnte. Heute fliegt er weiter nach London zu Gesprächen mit der britischen Regierung.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen