: Vom Feldbett ins WG-Zimmer
WOHNUNGSNOT Zum Semesterstart ziehen wieder viele Studienanfänger in die Universitätsstädte und müssen sich eine Unterkunft suchen. In Hamburg sind WGs teuer. In Göttingen fehlen Wohnheimplätze, deshalb stehen Betten in leeren Schulen
Hamburg ist nach München die Stadt, in der Studierende am schwersten eine Bleibe finden. Das geht aus einem Ranking hervor, welches die Berliner Immobilien-Entwicklungsfirma „GBI AG“ veröffentlichte. Noch eher entspannt ist die Lage der Skala zu Folge in Oldenburg, Lüneburg, Osnabrück, Flensburg und Lübeck. Doch auch in Kiel, Bremen und Hannover zählen zu den Uni-Städten „im kritischen Bereich“ des 57-Städte-Rankings.
Vergleichsweise teuer ist in Hamburg auch ein Platz in der WG. Nach einer Umfrage des Studierendenwerks wohnen 32 Prozent der Hamburger Studierenden in einer Wohngemeinschaft. Im Schnitt zahlen sie für ihr Zimmer 376 Euro Miete; das sind 69 Euro mehr als im Bundesschnitt. In Studentenwohnheimen ist die Miete mit im Schnitt 271 Euro günstiger. Trotzdem wohnen hier nur acht Prozent der Hamburger Nachwuchsakademiker. Das liegt auch daran, dass auf fast 70.000 Studierende gerade mal rund 5.800 Plätze kommen.
In Niedersachsen sieht es mit der Wohnheim-Quote eigentlich besser aus: Fast elf Prozent der Studierenden des Landes finden dort in diesem Heimen ein Zimmer, mehr als im Bundesschnitt. In Göttingen kamen 2013 auf rund 29.600 Studenten sogar 5.256 Wohnheimplätze, das sind fast 18 Prozent.
Trotzdem hat die Stadt sehr über die studentische Wohnraumnot zu klagen. Als Notlösung müssen hier die neue Studierenden des Wintersemester 2014/15 Feldbetten in leerstehenden Schulen schlafen.
Es fehle wie in vielen Uni-Städten an bezahlbarem Wohnraum, sagt Göttingens Oberbürgermeister Wolfgang Meyer (SPD). Deshalb müsse der Bund dringend ein Programm zum Wohnheimbau auflegen. In Göttingen stünden noch 2000 neue Studenten auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz, sagt Jörg Magull, Leiter des Studentenwerks. Die 4.400 bestehenden Wohnheimplätze seien belegt.
In Schleswig-Holsten und Bremen liegt die Unterbringungsquote in Wohnheimen sogar nur bei rund sechs Prozent. Dennoch hat Göttingen anscheinend zur Zeit die größten Sorgen.
Zumindest aus Hamburg ist aber auch bekannt, dass nur sechs Prozent der Studenten in ein Wohnheim möchten. Mit Notunterkünften haben die Hamburger noch nicht zu kämpfen. „Es gab in den letzten Jahren immer Last-Minute-Zimmer, die wird es wohl in diesem Jahr auch wieder geben“, sagt Martina Nag, Sprecherin des dortigen Studierendenwerks. „Aber schon in den letzten Jahren wurden die nur so wenig genutzt, dass man das an zwei Händen abzählen konnte.“ Innerhalb von zwei Monaten würden die meisten ein Zimmer finden. Zudem gebe es eine Wohnanlage, die gerade noch saniert wird. Die sei ab Dezember wieder frei. JLM
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