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Solide und beharrlich

Peter Boudgoust ist im positiven Sinne das, was man bodenständig nennt. Dem mit deutlicher Mehrheit (66 von 72 Stimmen) wiedergewählten Intendanten des Südwestrundfunks (SWR) fehlt jeder Hang zur Selbstdarstellung. Mittags trifft man ihn nicht in schnieken Restaurants, sondern in der SWR-Kantine. Die vergangenen zwei Jahre hatte der 56-Jährige auch die ARD als Vorsitzender geführt, solide, beharrlich, erfolgreich. Und vielleicht ein bisschen zu bieder, sagen seine – wenigen – Kritiker.

Ein Projekt hatten ihm seine IntendantenkollegInnen dann doch verhagelt – einen eigenen Sender für die ARD-Jugend analog zum Kinderkanal. Dass junge Zuschauer wenigstens potenziell irgendwo vorhanden sind, lässt Boudgoust nicht ruhen: „Wir können nicht eine ganze Alterskohorte dem Trash-TV und den Krawallshows der Privaten überlassen. Es hat nichts mit Talent zu tun, einen Strauß-Walzer zu furzen. Entschuldigung. Aber ich berichte über die Realität“, sagte der SWR-Chef.

Boudgoust, ein heimlicher Privatfernsehgucker? Oder hat er nur gucken lassen? Wie dem auch sei: „Diese Gesellschaft braucht einen öffentlich-rechtlichen Jugendkanal“, sprach der Intendant – auch wenn die aktuelle ARD-Vorsitzende, Monika Piel vom WDR, das anders sieht. Die ARD hat also weiter Gesprächsstoff – weniger mit der, als über die Jugend. Und Boudgoust scheint mit dem Rückenwind des guten Wahlergebnisses für seine Verhältnisse sogar ein bisschen auf Krawall gebürstet.

Dass er Konflikten nicht ausweicht, hat das CDU-Mitglied eben erst bei der parteipolitischen „Nachbereitung“ der Landtagswahlen gezeigt: Während seine Parteifreunde bis hin zu Exministerpräsident Stefan Mappus den SWR in die Schwarzfunk-Pflicht nahmen und ihm gehörig Mitschuld an der vergeigten Wahl gaben, blieb Boudgoust überparteilich. Grün-Rot im Ländle sieht der SWR-Chef vermutlich sogar mit Sympathie – und einem angenehmen Gruseln, was jetzt kommt. Denn wahrscheinlich hat auch er aus der Auseinandersetzung um Stuttgart 21 gelernt: Während der Intendant ein „Baurecht bleibt Baurecht“-Verfechter blieb, war Frau Boudgoust anderer Meinung. STEFFEN GRIMBERG

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