AUS RAKKA/SYRIEN: „Verrückt nach Macht“
Ich bin vor einem Jahr nach Rakka geflohen, weil das Assad-Regime mich sucht. Inzwischen arbeite ich in einem Geschäft für Frauenkleider auf dem zentralen Markt hier. Natürlich wird hier viel geredet und es scheint mir, als gäbe es drei Gruppen unter den Anhängern von IS: die einen, die verrückt sind nach Macht. Mit Religion hat das alles nicht viel zu tun. Dann die, die durch IS einen Job bekommen, zum Beispiel als Spion. Rakka ist voll von ihnen. Der Secret Service von IS funktioniert gut und ist eine wichtige Basis ihrer Macht. Und dann ist da noch die vergleichsweise kleine Gruppe der Heuchler unter den Anhängern. Die tun nur so, als ob sie ein Kalifat wollten. Vor allem aber sind sie Mitläufer und wollen ein Stückchen abhaben vom Kuchen. Die Mehrheit selbst in Rakka aber lehnen IS ab. Vor allem die Frauen. Für sie ist es jetzt am schwierigsten. Etwa 80 Prozent hier dürften gegen den Islamischen Staat sein – zumindest nehme ich das so wahr. Offen kritisieren kann man den IS nicht. Erst vorgestern wurden drei Männer öffentlich enthauptet, weil sie nicht für den IS gewesen sein sollen. IK
Khaled A., 26 Jahre, hat drei Jahre lang eine Fachhochschule für Betriebswirtschaft besucht und schlägt sich jetzt mit kleineren Jobs durch
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