: „Tatort“ muss dran glauben
TV WM auf Anhieb echte Quoten-Straßenfegerin
BERLIN taz | Die Fußball-WM 2011 überrascht: auf dem Platz mit spannendem Fußball. Und abseits davon mit immer neuen Zuschauerrekorden. Die TV-Quoten sind höher als erwartet, vor allem bei den Spielen der deutschen Mannschaft. Beim heutigen Spiel der DFB-Auswahl gegen Frankreich (20.45 Uhr, ZDF) könnte schon wieder ein neuer Spitzenwert für Frauenfußball erreicht werden – er wird höher ausfallen als jener, der beim Boxkampf von Wladimir Klitschko am Samstagabend auf RTL erreicht wurde (15,5 Millionen).
Gleich beim ersten deutschen Spiel gegen Kanada gab es einen neuen Spitzenwert: 14,09 Millionen Zuschauer waren die beste Quote, die ein Frauenfußballspiel hierzulande je hatte. Zwischenzeitlich kam das Spiel auf 18 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 58 Prozent gleichkam. Ralf Scholt, Programmchef der ARD, war mehr als zufrieden: „Das ist der Hammer. Meine Erwartungen waren deutlich geringer.“ Selbst die letzte „Wetten, dass..“-Liveausgabe am Tag zuvor brachte es lediglich auf 12 Millionen Zuschauende.
Das folgende Spiel gegen Nigeria übertraf schließlich alle Erwartungen. Sensationelle 16,39 Millionen verfolgten die Begegnung im Schnitt. Im Vergleich zu den Männern bei der WM im Vorjahr liegt man zwar deutlich zurück: Beim Auftaktspiel der deutschen Elf gegen Australien sahen 28,03 Millionen Fans zu. Setzt man aber das Eröffnungsspiel der Frauen in das Quotenranking der WM in Südafrika, stünde die Partie auf dem zehnten Rang.
Auch Spiele ohne deutsche Beteiligung entpuppten sich als Quotenrenner. Das Spiel am Sonntag zwischen Brasilien und Norwegen erreichte einen Marktanteil von 24,6 Prozent. Die „Tatort“-Wiederholung hängten die Frauen um 5,1 Prozent ab.
Auffällig ist, dass bisher besonders ältere Männer für dieses Großereignis begeistert werden konnten. Bei den über 69-Jährigen hatten über 79 Prozent ihren Fernseher bei Frauenfußballspielen eingeschaltet. Auch die 30- bis 39-Jährigen wohnten der WM bislang gern bei. 54,6 Prozent der jungen Männer saßen bei WM-Spielen am TV-Gerät. Einzig junge Frauen halten sich noch etwas zurück. Nur 36,5 Prozent der 14- bis 19-jährigen Frauen verfolgten tatsächlich ein Spiel bei diesem Großereignis am Fernseher mit.
Für die Popularisierung des Frauenfußballs spricht am ehesten eine andere Zahl: Formel 1 auf RTL erreichte zwar 6,35 Millionen Zuschauer – aber die zeitlich parallel laufende WM-Partie zwischen Nigeria und Frankreich schalteten immerhin noch 3,21 Millionen Menschen ein.
RICHARD MUSSBACHER
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