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Simply the best!

CHARTS Die Amerikanerinnen für ihren Fußball, die Nordkoreanerinnen für ihr Stehvermögen, die Deutschen für ihre Gastfreundschaft – wer in der Teamwertung der taz warum auf welchem Rang steht. Dazu: die taz-Sonderpreise für herausragende Einzeldarbietungen

VON ANDREAS RÜTTENAUER

1. USA Der absolute Favorit. Die können passen, die können schießen, die können Fußball spielen, die werden Weltmeisterinnen. Die Amerikanerinnen haben Kraft, sie haben Wucht, sie haben einen System (4-4-2) und genug Kraft, es durchzusetzen. Und irgendwann trifft auch noch ihre beste Stürmerin Aby Wambach. Besser geht’s nicht.

2. Äquatorialguinea Was waren das noch für Zeiten, als in den großen Stadien dieses Landes Feldhandball gespielt wurde! Die Afrikanerinnen haben uns an diese (gute) alte Zeit erinnert und auch sonst mit ihren Anarchofußball (Schüsse aus 40 Metern 30 Meter am Tor vorbei) für eine Riesengaudi gesorgt. Fußball anders.

3. Brasilien Unser Kaiser weilt derzeit in Südafrika, um nach der Männer-WM auch die Winterolympia nach Deutschland zu holen. Man kennt ihn allüberall auf der Welt, weil er so gut kicken konnte. Er war der Libero der Welt, hat eine Position gespielt, die es eigentlich nicht mehr gibt. Nur die Brasilianerinen spielen noch mit Libera. Vielen Dank dafür!

4. Nordkorea Respekt für das Team aus dem Reich des Bösen. Dass die sich das immer wieder antun und in den Ländern des Guten zu Turnieren antreten, ist aller Ehren wert. Alles, was sie tun (Fußball spielen), nicht tun (ins Museum gehen), sagen (das Wetter war schuld), nicht sagen (unser Führer ist scheiße), wird ihnen böse ausgelegt. Sie halten es aus. Nicht übel!

5. England Wie die Männer, so die Frauen: Wo eine englische Nationalmannschaft auftritt, darf gelacht werden. Britsh humour. Die schlechten Leistungen im Tor können kein Zufall sein. Und die englische Keeperin, weil auf ihre schlechten Torwartleistungen Verlass ist. Karen Bardsley hat bei ihrem Fehlgriff im Spiel gegen Mexiko einfach eine gute Witzfigur gemacht.

6. Frankreich Mit den Französinnen ist die Poesie in den Wettbewerb eingezogen. Trainer Bruno Bini besingt seine Spielerinnen als Sonnenstrahl und sieht sich selbst in der Rolle als Möwe Jonathan. Schönere Oden hat schon lange keiner mehr auf den Fußball gesungen. Merci!

7. Deutschland Die gewinnen das im Vorbeigehen, haben sich alle gedacht vor dem ersten Anstoß. Doch die Deutschen hielten sich höflich zurück. Und plötzlich glauben andere, dass sie ebenfalls Weltmeisterinnen werden können. Kann es bessere Gastgeberinnen geben?

8. Nigeria Fußballerinnen als Terrierinnen. Die Afrikanerinnen haben gezeigt, dass Frauenfußball kein Mädchentennis ist, und mit den guten, alten deutschen Tugenden (rennen, grätschen, rempeln) die Deutschen ganz schön gebissen. Das ist auch Frauenfußball. Deshalb gehört Nigeria ohne Zweifel zu den besten Acht.

9. Mexiko Die Mexikanerinnen sind der Beleg dafür, dass sich im Frauenfußball etwas getan hat. Der WM-Neuling hat sich selbst nicht blamiert, aber beinahe die Engländerinnen. Warum sie nicht weiter oben stehen? Wenn sich eine Spielerin (Maribel Dominguez Castellan) „Marigol“ („Tormarie“) nennt, dann sollte sie schon torgefährlich sein. War sie aber nicht.

10. Schweden Müssten die nicht besser sein? Die taz hat nachgerechnet: Gutes Aufbauspiel und schlechte Schüsse ergibt zusammengerechnet und durch zwei geteilt: Mittelmaß. Das war nichts, Schweden!

11. Japan Das Team hat gut gespielt, das Team hat eine herausragende Spielerin. Homare Sawa hat dreimal gegen Mexiko getroffen. Aber stimmt es wirklich, dass japanische Fußballerinnen alles, was sie tun, für ihre geschundene Heimat (Fukushima-Land) tun? Die Gefühlsduselei nervt.

12. Australien Warum nur haben die das Spielfeld nicht verlassen, nachdem die Schiedsrichterin das Handspiel von Äquatorialguineas Verteidigerin da Silva nicht gepfiffen hat? Nur ein derart handfester Protest könnte die Fifa-Oberen dazu bewegen, endlich den Videobeweis einzuführen. Schade. Chance vertan.

13. Neuseeland Die können spielen, wie sie wollen, können sogar gegen England in Führung gehen. In ein paar Wochen wird sich keiner mehr daran erinnern, dass Neuseeland bei dieser WM dabei war. Am 9. September beginnt in Auckland die Rugby-WM – der Männer. Das ist Neuseeland. Die Fußballerinnen können einem fast leidtun.

14. Norwegen Ex-Weltmeister, Ex-Frauenfußballgroßmacht, Ex, Ex, Ex, einfach nur von gestern. Die Erfolge, die man sich irgendwann in der Vergangenheit erworben hat, zählen nichts im Fußball – siehe bei den Männern Italien, Frankreich, Schalke.

15. Kanada Da ist die WM 2015? Gibt es in diesem großen Land bis dahin neben Christine Sinclair endlich eine zweite Fußballerin? Kaum vorstellbar.

16. Die Schiedsrichterinnen Geht es eigentlich noch schlechter? Das hat man sich nach den Schiedsrichterleistungen bei der Männer-WM 2010 gefragt. Es geht noch schlechter. Die Pfeifen gehören auf den letzten Platz, ganz klar!

Außer Konkurrenz – Kolumbien Das war ja ganz nett von der Fifa, diese Jugendmannschaft aus Südamerika mitspielen zu lassen. Nachwuchsförderung nennt man das wohl. Für eine ernsthafte Bewertung reicht das nicht.

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