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Sex mit Kindern

MISSBRAUCH Gutachten belegt Forderung der Grünen nach Straffreiheit zu Anfang der 80er-Jahre

„Die Hamburger Grünen haben pädo sexuelle Forderungen vertreten.“ In dieser Erkenntnis gipfelt die Bewertung des Abschlussberichts zur Pädophiliedebatte bei den Grünen in den achtziger Jahren, durch die grüne Landesvorsitzende Katharina Fegebank und ihren Vize Manuel Sarrazin. Professor Franz Walter vom Göttinger Institut für Demokratieforschung hatte zuvor, am Mittwochvormittag, den Abschlussbericht des von den Grünen selbst in Auftrag gegebenen Gutachtens vorgelegt.

Die damalige Grün-Alternative-Liste (GAL) hatte in ihrem Bürgerschafts-Wahlprogramm von 1982 die Straffreiheit sexueller Beziehungen zwischen Erwachsenen und Jugendlichen oder Kindern gefordert, die nicht auf einer Form von Zwang beruhen. Für eine solche Straffreiheit und Entkriminalisierung generationsübergreifender sexueller Beziehungen waren Anfang der achtziger Jahre zahlreiche Sexualwissenschaftler auch in einer Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages eingetreten. Die damalige These: Die Reaktion der Umwelt und der Justiz belaste die Kinder meist stärker als die sexuelle Handlung selbst.

„Es ist bis heute unerträglich und durch nichts zu rechtfertigen, was damals an pädophilem Gedankengut innerhalb der Partei diskutiert, toleriert und sogar offiziell verabschiedet wurde“, sagt Fegebank mit Blick auf die grüne Vergangenheit. Anschließend habe innerhalb der Grünen „in Bezug auf besagte Forderungen tiefes Schweigen und Vergessen“ geherrscht.

Erst im vergangenen Jahr habe die Partei nun „die akribische Aufarbeitung eines unsäglichen Kapitels“ in Angriff genommen und die wissenschaftliche Untersuchung dieser Phase in Auftrag gegeben. In ihrem Gutachten kommen Franz Walter und Stephan Klecha zu dem Ergebnis, dass auch in anderen Parteien – vornehmlich der FDP – die Straffreiheit von sexuellen Handlungen mit Minderjährigen intensiv diskutiert wurde.  MARCO CARINI

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