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Weil bei Sat.1 über weitere Stellenstreichungen gerätselt wird, gibt’s einen Maulkorb für die Sender-Betriebsräte
„Hoffnung bauen“ heißt ein Projekt bei Sat.1, und in der Tat könnte der Sender so etwas aktuell gut gebrauchen. Doch es handelt sich bloß um ein karitatives Engagement des einstmals innovativsten deutschen Privatsenders. Im eigenen Haus ist die Stimmung dagegen von Misstrauen geprägt, nach der Betriebsversammlung am vergangenen Freitag erst recht.
Man müsse sich aufstellen fürs neue digitale Medienzeitalter, sagte Sat.1-Geschäftsführer Matthias Alberti, der als früherer Chef über Serien und TV-Movies für die ambitioniertere Seite des Senders stand. Jetzt geht es um Renditen, und da, so Alberti, seien „100 Prozent mit einem kostenlosen Programm nun einmal besser als 40 Prozent“. Was heißen soll, dass es sich eben eher rechnet, statt des bereits eingestellten Boulevard-Magazins „Sat.1 am Mittag“ (40 Prozent Rendite) Wiederholungen zu senden, die sich längst amortisiert haben.
Und so passt auch das kurzfristige Einspringen bei der Tour de France ins Bild: An die von ARD und ZDF übernommenen Live-Rechte ist Sat.1 nämlich nach eigenen Angaben für Spitzensportverhältnisse verdammt billig gekommen. Und ethische Fragen rund ums Doping wehrte Konzernchef de Posch rundheraus ab: Man werde auch bei noch mehr Dopingfällen weiter übertragen, sagte er der FAS.
Für die eigenen MitarbeiterInnen in Berlin, die neben den schon bekannten 100 Stellenstreichungen nach Informationen der Welt weitere 45 Jobkürzungen verordnet bekommen, hatte de Posch dagegen keine Zeit. Bei der Personalversammlung am Freitag fehlte er. Und den Betriebsräten, die am Donnerstag offiziell über das Streichkonzert informiert wurden, war unter Androhung strafrechtlicher Konsequenzen ein umfängliches Schweigegebot auferlegt worden.
STEFFEN GRIMBERG
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