: Kritischer Journalist festgenommen
TÜRKEI Dem Enthüllungsjournalisten Mehmet Baransu wird Spionage vorgeworfen
In der Türkei ist einer der bekanntesten regierungskritischen Journalisten des Landes festgenommen worden. Wie türkische Medien am Montag meldeten, wird dem Enthüllungsjournalisten Mehmet Baransu von der Zeitung Taraf die Gründung einer kriminellen Vereinigung und Spionage vorgeworfen. Baransu selbst sagte demnach, er sei das einzige Mitglied dieser angeblichen Gruppe. Der Journalist war in den vergangenen Monaten bereits mehrmals vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen worden.
Baransu war in den vergangenen Jahren mit Enthüllungen von mutmaßlichen Putschplänen des Militärs bekannt geworden. Der sogenannte „Balyoz“-Prozess wurde unter anderem durch Recherchen und Beweismittel von Baransu angestoßen und ging einem Vorwurf nach, nach dem die türkischen Streitkräfte das Ziel verfolgt hatten, die 2002/2003 amtierende Regierung der Türkei zu stürzen. Dabei handelte es sich um die erste Amtszeit der AKP-Regierung, die vom damaligen Ministerpräsidenten Abdullah Gül geführt wurde. Im September 2012 hatte das Gericht 330 Generäle und Offiziere zu teilweise langen Haftstrafen verurteilt
Siddik Filiz, Anwalt von Baransu, schrieb am Sonntag auf Twitter, dass die zuvor erfolgten Hausdurchsuchungen bei Baransu mit dem „Balyoz“-Prozess zusammenhingen. Diverse türkische Medien meldeten daraufhin am Montag, dass Baransu eine Manipulation der Beweismittel vorgeworfen werde.
Nach Ansicht von Kritikern verschärft die türkische Regierung seit einiger Zeit ihr Vorgehen gegen unliebsame Journalisten und verfolgt auch regierungskritische Meinungsäußerungen. So waren in jüngster Zeit mehrere Verdächtige in Haft genommen worden, die Präsident Recep Tayyip Erdogan beleidigt haben sollen. (taz, epd)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen