: Wenn Eppendorf zum Gefahrengebiet wird
SANIERUNG Initiative „Wir sind Eppendorf“ macht auch nach dem Abriss des historischen Brauhauses und der Fällung von drei Kastanien gegen den geplanten Neubau eines Stuttgarter Investors mobil
Der Widerstand geht weiter. Auch nach der Fällung der drei platzprägenden Kastanien und dem begonnenen Abriss des historischen Brauhauses „Tre Castagne“ Anfang März gibt die Initiative „Wir sind Eppendorf“ ihre Gegenwehr gegen die geplante Neubebauung am Eppendorfer Marktplatz nicht auf. Am Samstag erklärten die Stadtteilaktivisten das abgezäunte Baugelände kurzerhand zum Gefahrengebiet: In hellen Schutzanzügen und hinter Atemmasken versteckt warnten sie „vor ansteckender Geldgier“ und informierten PassantInnen über die Planungen.
In den vergangenen Tagen war es immer wieder zu Polizeieinsätzen gekommen, wenn sich spontane Gespräche zwischen Mitgliedern der Initiative und AnwohnerInnen entwickelt hatten. Mehr als drei Menschen durften sich vor der Bauruine nicht versammeln, da dann laut Polizei von einer unangemeldeten „Demonstration“ auszugehen ist.
„Es ist unfassbar, wie BürgerInnen, die spontan den Verlust von Stadtteilnatur und -geschichte betrauern, kriminalisiert werden“, klagt Miriam Flüß von der Initiative. Für die kommenden Tage hat die Initiative deshalb jeweils zwischen 16 und 18 Uhr Versammlungen vor dem Grundstück angemeldet, für den Fall, „dass es in der belebten Eppendorfer Feierabendzeit spontan zu Gesprächen von mehr als zwei Bürgern kommen sollte“.
Die GWG Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau Baden-Württemberg aus Stuttgart hatte 2013 die Grundstücke Eppendorfer Landstraße 103 bis 109 gekauft. Geplant ist eine Bebauung mit Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen. Angesichts der stark befahrenen Straße setze das Unternehmen nicht auf Familien als künftige Mieter, sondern wolle Wohnraum für Singles und Paare schaffen, erklärt Hendrik Diemann, Geschäftsführer der Metropol Grund, die das Projekt für die GWG entwickelt. Auf einer Gesamtnutzfläche von 1.600 Quadratmetern sollen 31 Wohneinheiten entstehen, ins Erdgeschoss Einzelhandelsgeschäfte einziehen.
„Wir für Eppendorf“ macht sich jedoch weiter für einen Erhalt der noch nicht abgerissenen Gebäude und der verbliebenen Reste des alten Eppendorfer Zentrums stark. „Es ist nicht gut, wenn der historische Kern des Stadtteils ganz abgerissen wird“, sagte Sprecherin Edith Aufdembrinke. MAC
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