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Sonnenhelle Gespräche

Die Frauen-Beratungsstelle „EFA“hat ihre neuen Räume in Betrieb genommen. Senatorin Christina Weiss ist begeistert  ■ Von Vanessa Ogle

Von wegen „aus eines Mannes Rippe“geschnitten: Die „EFA; Informations- und Beratungsstelle Frau und Beruf“ist von Frauen für Frauen geschaffen worden. Die haben auch die neuen Räume eingerichtet, die am Donnerstag eröffnet wurden.

„Wer heutzutage die Situation der Frauen auf dem Arbeitsmarkt rosig malt, läuft Gefahr, sich lächerlich zu machen“, sagte die Senatorin für Gleichstellung, Christina Weiss, in ihrer Rede zur Eröffnung. Für EFA war sie voll des Lobes: Die Arbeit der Beratungsstelle sei auf dem Hintergrund der Arbeitsmarktlage und der unausgewogenen Sparpolitik der Bundesregierung doppelt wichtig, so die Senatorin. Beachtlich sei auch die Flexibilität, mit welcher EFA auf die sich verändernde Situation von Frauen und die ständigen Neuerungen auf dem Arbeitsmarkt eingehe.

Der Vorgänger der heutigen EFA gründete sich 1981 – der Verein „Erwerbslose Frauen Altona e.V.“. Als Mitte der 80er Jahre die erste Akademikerinnenschwemme den Arbeitsmarkt überflutete, fanden immer mehr Frauen keinen Job – eine Einrichtung für weibliche Arbeitslose drängte sich förmlich auf. Seit 1986 gibt es EFA als Beratungsstelle, den Namen behielten die Initiatorinnen von damals bei.

Erwerbslose Frauen, die sich an „EFA“wenden, können zunächst nahezu kostenlos das einstündige Beratungsgespräch in Anspruch nehmen. Einerseits wird ihnen Hilfestellung in finanziellen, etwa Arbeitslosengeld betreffenden, Fragen geboten; andererseits versucht EFA, auf dem Hintergrund der Lebenssituation der einzelnen Frauen, realistische berufliche Perspektiven auszuarbeiten.

„Anders als das Arbeitsamt gehen wir nicht von der Stellensituation aus, sondern versuchen, individuell die Qualifikationen, Motivationen und Interessen der Frau als wichtigste Ausgangspunkte für die Berufsplanung zu sehen“, sagt Ilona Wilhelms. Sie ist eine von fünf festen Mitarbeiterinnen bei EFA: Zwei Psychologinnen mit Zusatzausbildungen, zwei Pädagoginnen und eine Sozialpädagogin arbeiten in der Beratungsstelle.

Gerade die psychologische Komponente einer erfolgreichen Beratung sei „enorm wichtig“, berichtet Ilona Wilhelms. Der Wiedereinstieg in den Beruf nach längerer Familienpause, aber auch generelles Durchsetzen auf dem Arbeitsmarkt werde von vielen entmutigten Frauen als aussichtsloses Unterfangen betrachtet. So besteht oftmals ein wesentlicher Teil der Beratung ganz einfach im Motivieren der Hilfesuchenden.

Natürlich gibt es ebenfalls Tips für die Praxis: Bewerbungsschreiben werden erstellt, eventuelle Vorstellungsgespräche geprobt, und den Frauen wird ein selbstbewußtes, sicheres Auftreten in Streßsituationen vermittelt. Neben den Beratungen werden auch Seminare und Fortbildungen angeboten. Deswegen ist Ilona Winkler besonders erfreut über den neuen Gruppenraum: In der ungezwungenen Atmosphäre der freundlichen, hellen Zimmer falle ein offenes, konstruktives Gespräch mit Sicherheit leichter als in den kahlen Stuben der Arbeitsämter und der Volkshochschulen.

Und es spielt sich leichter in den neuen Zimmern. Wer möchte, kann seine Kinder während des Beratungsgespräches in extra dafür vorgesehenen Räumen der Informationsstelle betreuen lassen. Denn Kindererziehung, Haushalt und Beruf unter den berühmten einen Hut zu bekommen - darin liegt das Hauptproblem vieler Frauen begründet. „Kinder, Haushalt – und was dann?“lautet dann auch das Thema bei einem der Seminare.

Dank solcher Hilfen, durchdachter Konzepte und kompetenten Personals hat sich „EFA“zu einer „kleinen, aber feinen Beratungsstelle“gemausert, wie Ilona Wilhelms sagt. Auch die Klientel weiß dies zu schätzen – die Wartezeiten für ein Beratungsgespräch betragen mittlerweile 4 bis 6 Wochen. Trotzdem ist zu hoffen, daß noch mehr Frauen Engagement und Motivation für die eigene Zukunftsplanung entwickeln und die professionelle Hilfe der Beratungsstellen in Anspruch nehmen.

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