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Sicher und sonnig

Präsente erhalten die Freundschaft: Die Hamburger Hochbahn und die HEW legen sich in der Wahlzeit mächtig ins Zeug  ■ Von Marco Carini

Wahlkampf – mit Sicherheit. Rechtzeitig zum hanseatischen Urnengang spendiert die Hamburger Hochbahn der finanzfreien und Hansestadt Hamburg dutzendweise neue Mitarbeiter des U-Bahn-Sicherheitsdienstes, die in den Waggons und auf den Bahnsteigen regelmäßig patrouillieren sollen. Bis zum Ende des Jahres soll das Personal der Hamburger U-Bahn-Wache (HUW) auf 242 MitarbeiterInnen erhöht und damit verdreifacht werden.

Woher der zum Vorstandsvorsitzenden der Hochbahn aufgestiegene Ex-Chef der SPD-Bürgerschaftsfraktion Günter Elste die neun Millionen Mark nimmt, die der Sicherheitsboom jährlich kostet, bleibt sein Geheimnis. Den Kostendeckungsgrad der Hochbahn darf er nicht absenken, die Fahrpreise will er „zumindest bis 1998“nicht erhöhen. „Interne Umstrukturierung“lautet das Zauberwort, das Millionen freisetzt.

Die Eckpfeiler des Konzepts, das unter dem Motto „Prävention durch Präsens“fungiert: Je nach Tageszeit sollen zwischen 50 und 100 SicherheitsdienstlerInnen die U-Bahnen, später auch S-Bahn und Busse bevölkern. Besonders in den Abendstunden, wenn das „subjektive Unsicherheitsempfinden“der Fahrgäste am größten ist, soll das in blaue Uniformen und Krawatten gesteckte Wachpersonal allgegenwärtig sein. Vor allem in den südlichen Streckenabschnitten der „Problemlinien“S3 (Hauptbahnhof – Neugraben) und U3 (Hauptbahnhof – Mümmelmannsberg) wird die Chance, bei der abendlichen Fahrt einer Doppelstreife zu begegnen, laut Elste nach der Personalaufstockung „fast hundert Prozent“betragen.

Die Hamburger Hochbahn ist nicht das einzige von der Stadt kontrollierte Unternehmen, daß im Wahljahr mit netten Präsenten der Regierungskoalition unter die Arme greift. So bereiten auch die auf der Liste des zu verscherbelnden Tafelsilbers stehenden Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) der Stadt noch ein sonniges Abschiedsgeschenk. Zur Freude ihres Aufsichtsratschefs, Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD), wollen sie 200 HausbesitzerInnen kostenlos Solaranlagen auf die Dächer montieren, zusätzlich zu anderen Förderprogrammen für regenerative Energien.

Zehn Jahre lang verbleiben die kleinen Sonnenkraftwerke im Besitz der HEW, danach werden sie den Dachbesitzern geschenkt. Kostenpunkt für die HEW: rund 5,5 Millionen Mark. Klar ist schon heute: Das 200-Dächer-Programm ist eine einmalige Aktion. Die letzten Photovoltaik-Paneele sollen spätestens Ende September installiert worden sein – rechtzeitig zum Wahltag.

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