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Zur Person

Gideon Greif arbeitet seit 1980 in der israelischen Schoahgedenkstätte Jad Vaschem als Historiker und Pädagoge. Im Zentrum seiner Recherchen steht die Geschichte des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, besonders die Geschichte des jüdischen Sonderkommandos.

Greif entstammt einer Familie von Jeckes, wie man die deutschsprachigen Juden in Israel nannte. Sein Vater Samuel (Schmuel) wurde in Wien geboren und lebte später mit seiner Familie in der deutschsprachigen Stadt Czernowicz (Rumänien). Seine Mutter Beatrice wuchs in Hindenburg (Oberschlesien) auf. Ihr Vater Karl Danziger, Arzt und im Ersten Weltkrieg hoch dekorierter Offizier, wurde von den Nazis in der Pogromnacht im November 1938 ins KZ Buchenwald verschleppt. Nach einigen Monaten wurde er entlassen, enteignet und zur sofortigen Emigration gezwungen.

Greif studierte an der Universität in Tel Aviv Geschichte des Jüdischen Volkes und Israels mit Schwerpunkt Neuere Geschichte, und war danach (1974–80) an der Open University verantwortlicher Direktor für Jüdische Studien. Er promovierte in Wien mit einer Arbeit über die Geschichte des Sonderkommandos.

Als Reporter des israelischen Armeesenders Galei Zahal stieß Greif bei der Vorbereitung einer Dokumentation für den Jom HaSchoah (Holocaust-Gedenktag) auf Überlebende des Sonderkommandos von Auschwitz. Als sie berichteten, wie sie die Massenvernichtung der Juden mit eigenen Augen gesehen hätten und längere Zeit im Bereich der Krematorien zu arbeiten gezwungen worden seien, wurde ihm klar, wie wichtig diese Aussagen für die Erforschung der Schoah sind. Das Thema lässt ihn seitdem nicht mehr los.

Im Laufe vieler Jahre gelingt es ihm, einige der wenigen Überlebenden aufzuspüren und sie zu interviewen. Diese Dokumente haben unschätzbaren Wert, denn nur die Sonderkommandoleute haben die Vernichtung über Monate oder gar Jahre miterlebt. Als der Brite David Irving die amerikanische Historikern Deborah Lipstadt 1999 verklagte, die ihn in ihrem Buch als Holocaustleugner bezeichnet hatte, wurden die Aussagen der Sonderkommandoleute von Auschwitz-Birkenau vor Gericht als wichtigste Quellen zitiert.

Mit Büchern, Aufsätzen, Radio- und Fernsehreportagen über verschiedene Aspekte der Schoah – das Warschauer Ghetto, die Reichspogromnacht oder jüdische Partisanen – hat sich Gideon Greif internationales Ansehen erworben. Publikationen:„Die Juden Deutschlands unterNazi-Herrschaft 1933–1939“ (1983), „Schicksal der griechischen Juden von Saloniki/Griechenland in Auschwitz-Birkenau“ (1988), „Wir weinten tränenlos . . . Augenzeugenberichteder jüdischen Sonderkommandos“ (1995), „Die Jeckes – Deutsche Juden in Israel erzählen“ (2000).

Als viel gefragter Auschwitz-Experte spricht Gideon Greif in Deutschland seit Beginn der Neunzigerjahre mehrmals jährlich auf Kongressen, in Gemeinden und Schulen. Kontakt: gideon.greif@kochav.de

TOBIAS RASCHKE

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