■ Kommentar: Ein Schildbürgerstreich
Der Vorschlag, die im Ostteil als Angestellte beschäftigten Lehrer möglichst rasch zu verbeamten, um dadurch angeblich Geld zu sparen, ist ein typischer Fall von kurzsichtigem Handeln. Angestellte sind im öffentlichen Dienst zwar in ihrer aktiven Dienstphase mitunter auf den ersten Blick „teurer“ als Beamte, aber dabei wird übersehen, daß Beamte den Staat in ihrer „Ruhephase“ aufgrund ihres besonders aufwendigen Versorgungssystems teurer zu stehen kommen. Der angebliche Kostenvorteil von Beamten kommt nur dadurch zustande, daß man es bisher versäumt hat, die künftig fällig werdenden Pensionszahlungen in Form von Rückstellungen zu den derzeitigen Personalausgaben hinzuzurechnen.
Entscheidender als das Kostenargument ist aber, daß das Beamtensystem ein „Auslaufmodell“ ist: Es stellt kein tragfähiges personalpolitisches Leitbild mehr dar. Das Berufsbeamtentum ist ein total veraltetes Relikt aus dem Obrigkeitsstaat und als vordemokratisch zu werten. Auch die Sonderprivilegien von Beamten erscheinen zunehmend als gesellschaftspolitisch inakzeptabel. Zudem schließen sich Beamtentum und Reformen nahezu aus. Eine Reihe zeitgemäßer personalpolitischer Konzepte wie Antrags-Teilzeitarbeit oder Führungskräfte auf Zeit lassen sich im Beamtensystem nicht verwirklichen. Und europakompatibel ist Beamtentum auch nicht. Christoph Reichard
Der Autor lehrt Public Management an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft und ist mit Verwaltungsreformen befaßt.
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