Nachgefragt
: „Ein bißchen bigott“

■ Schattenseiten von Präventionsbeiräten

Bremenweit schießen Präventionsbeiräte wie Pilze aus dem Boden. Warum sie auch Widerspruch wecken, erklärt der Leiter des Ortsamts Mitte/ östliche Vorstadt, Robert Bücking.

Was können Präventionsbeiräte, was der normale Beirat nicht kann?

Robert Bücking: Sie konzentrieren sich auf die Kooperation zwischen Quartiersbevölkerung und Polizei. Damit trifft die Polizei durchaus auf ein Bedürfnis. Aber man kann doch darauf aufmerksam machen, daß im Moment ein anderes Feld von Prävention förmlich ausgelöscht wird. Wir hatten vor Jahren Probleme mit einer Jugendclique in Hastedt. Da haben wir ein schönes kleines Projekt eingerichtet, alles lief große Klasse. Jetzt fehlen 15.000 Mark, die Arbeit wird eingestellt. Prävention für 80 bis 100 Jugendliche dahin.

Sind Präventionsbeiräte also eine billige Beruhigungspille?

Man hatte früher jedenfalls die Vorstellung, daß Prävention auch soziale Interessen wie Integration oder Entfaltung berücksichtigt.

Jetzt findet man unter dieser Überschrift Gremien, die mit dem Leiter der hiesigen Wache darüber nachdenken, wie man dunkle Ecken beleuchtet. Das ist nicht verkehrt, aber im Grunde absurd, wenn man bedenkt, wieviel Wertvolles mit der anderen Arbeit geleistet wurde.

Scharfe Kritiker sagen, Blockwartsmentalität würde gefördert...

Es ist die Frage, wie man das macht. Klar, daß man Leute anzieht, die gerne Bericht erstatten. Wenn man mit solchen Gremien überhaupt was anfangen wollte, muß man bedenken, daß die Polizei – so sehr sie gebraucht wird – umstritten bleibt, weil sie dazu neigt, manche Konflikte zu verschärfen.

Sie haben Prävention im Vorfeld der Silvesterfeiern im Viertel immer wieder selbst initiiert. Wäre ein Präventionsbeirat da nicht hilfreich gewesen?

Sicher nicht. Was man dafür brauchen würde, wäre unter anderem ein Innensenator, mit Gespür, daß er, wenn er seine Polizei in harte Konflikte schickt, die Beamten regelrecht verheizt und sich seine Gegner ausbildet.

Ein kluger Innensenator würde die Chance erkennen, die es bedeutet, wenn sich Zivilisten bemühen, andere Wege zu gehen. Davon hat man aber leider nicht gehört.

Da ist es ein bißchen bigott, wenn Präventionsbeiräte eingeführt werden, die am Rande Polizeiarbeit abdecken.

Wie würden Sie sowas fürs Viertel bewerten?

Wir arbeiten natürlich mit der Polizei zusammen. Aber dazu würde ich kein extra Gremium anstreben. Es wäre ja verrückt, wir kriegen vom Innensenator eine Stelle gestrichen und werden an keiner anderen Stelle unterstützt. Und dann sollten wir zu einem weiteren Abendtermin mit allem drum und dran bereit sein? Das kann nicht aufgehen.

Fragen: Eva Rhode