piwik no script img

■ Der Eurofighter übersteht alle Bonner SparrundenAbsurd und logisch zugleich

Nichts ist schwerer zu stoppen als Dinosaurier im Galopp. Der Bundeshaushalt soll drastisch verringert werden, der Verteidigungsminister muß sparen, die Bundeswehr abspecken – aber der Eurofighter wird beschafft. Warum? Nicht weil es eine militärische Notwendigkeit für das Kampfflugzeug gäbe. Wir sind von Freunden umzingelt, und die westliche militärische Überlegenheit wird in den nächsten Jahren zunehmen. Mehr als 1.000 Stück von vier brandneuen Kampfflugzeugtypen, Eurofighter, Gripen, Rafale und F-22 sind fest bestellt. Die russische Luftwaffe hingegen veraltet zusehends, weil es ihr an Geld und der russischen Industrie an Technologie mangelt.

Der Eurofighter wird beschafft, weil er ein industriepolitisches Großprojekt ist. Selbst wenn es, was bei solchen Vorhaben höchst unwahrscheinlich ist, bei 25 Milliarden Mark Kosten bleibt – mit so viel Geld kann man viele Interessen zusammenbinden. Eine Menge Jobs hängen am Eurofighter, egal ob es nun 18.000 sind, wie die Industrielobby behauptet, oder eher 12.000, wie unabhängige Experten errechnet haben. Die meisten dieser Arbeitsplätze liegen in Bayern. Nicht umsonst soll Waigels Finanzministerium bereit sein, eine Milliarde für den Eurofighter aus eigenen Töpfen beizusteuern. Selbst wenn die Dasa und ihre Subunternehmer nur vier Prozent vom Gesamtpreis als Gewinn einstreichen würden, bliebe eine Milliarde Mark hängen – kein Wunder, daß die Firma starken politischen Druck entfaltet. Unterschlagen wird dabei, daß mehr Arbeitsplätze beschafft und zukunftsträchtigere Technologien entwickelt werden könnten, wenn das Geld für umweltschonende Flugzeugantriebe oder die bessere Nutzung der Sonnenenergie ausgegeben würde.

Der Eurofighter ist langfristig nur finanzierbar, wenn der Verteidigungshaushalt wieder steigt. Das kann er, bei sinkendem Gesamtetat, nur auf Kosten anderer Ressorts. Angesichts dieser Zusammenhänge ist es besonders tragisch – aus der Sicht der Industrie natürlich besonders günstig –, daß der Finanzminister Vorsitzender der bayerischen CSU ist. Einmal beschlossen, wird der Eurofighter noch auf viele Jahre eine milliardenschwere Belastung sein. Es ist gleichzeitig politisch logisch und gesellschaftlich absurd, daß gerade dieses Projekt alle Bonner Sparrunden überlebt. Michael Broszka

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen