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AG „Weser“-Brache down to Spacewalk

■ Bunte Pläne aus Kanada für die AG „Weser“-Brache / Werftgelder für Freizeitparks?

„Die Space Park Plaza ist das Zentrum des Parks, Dreh- und Angelpunkt einer der großer Attraktionen bei Tag und Nacht, Ausgangspunkt zu einer der aufregensten Themenparks der Welt, dem Raumfahrtzentrum...“, so unübertrefflich schön und great und geil steht es in dem ganz streng vertraulichen Entwurf zu einem Prospekt für den „Space Park“. Mit bunten Bildchen und erhebenden Etiketten wie „Orbit Café“, „Rocket Plaza“, „Starwalk“ und so weiter ist das Projekt auf Investoren-Fang, Weser-Report (2.2.) und Weser-Kurier (14.2.) bedankten sich für den gewährten exklusiven Einblick in die schöne neue spacy Welt des Prospektentwurfs mit artigen Promo-Artikeln.

Die Medien-Kampagne soll die Wirtschaftsförderer Bremens beeindrucken. Seit Wochen nämlich warten die auf immer wieder angekündigte und immer wieder verweigerte Informationen über den Stand der Dinge. Die bunten Bildchen verraten bisher nur, daß mehrere Glasdächer geplant sind und eine Ariane-Attrappe. „Starwalk“ ist der Name einer Einkaufsstraße, „Orbit-Cafe“ der eines Cafés. Nur noch 2-3 Hektar der 20 Hektar großen AG „Weser“-Brache sollen wirklich in eine Erlebniswelt „Space-Park“ verwandelt werden, fast die Hälfte der Fläche ist im Plan als Parkplatz schraffiert, auf einem guten Drittel sollen Einkaufsmärkte und Geschäfte entstehen. Die Planer der bunten Bildchen, die in Kanada sitzen, haben dann alles hinzugefügt, was in der Freizeit-Kultur derzeit „in“ ist: Discos, ein Spaßbad, ein „Auto-Image-Center“ für Porsche ...

Klar ist bisher nur, daß die gesamte Investition gute 500 Millionen kosten dürfte, daß „gestern“ angefangen werden müßte, wenn alles bis zur Expo 2000 vorzeigbar sein soll und daß es „nur“ noch am Kleingeld mit den Nullen fehlt. Seit Juni 1995 sucht Bremens Wirtschaftssenator nämlich öffentlich, aber vergebens nach Investoren für die Idee.

„Ende des Jahres“, hieß es vor Monaten, werde man die Parlamentarier im Wirtschaftsförderausschuß über Details informieren und auch erfahren, was das Land zu dem Spaß hinzuschießen muß. Dann hieß es, im Januar sollte die Sitzung stattfinden, dann hieß es, eine Sondersitzung im März. Auch die wird in den nächsten Tagen offiziell abgesagt werden.

Im Hintergrund laufen komplizierte Verhandlungen. Denn die Köllmann-GmbH, die das gigantomanische Projekt skizziert hat, kann bis heute weder für den Space- noch für den Ocean-Park private Investoren präsentieren, die das kaufmännische Risiko tragen wollten. Und so setzt Köllmann auf das notleidende Land Bremen, das nach Erfolgsmeldungen greift wie ein Ertrinkender nach dem Ring. „Gelder, die früher an die Werften gingen, fließen jetzt an meine Freizeitparks“, plaudete Köllmann jüngst. In Bremerhaven erklärte er bei einer internen Ocean-Park-Präsentation, zwischen Ocean- und Space-Park gebe es für ihn eine enge Verknüpfung, das ganze müsse Bremen als „Doppelpack“ beschließen. „European Leisure League“ ist gerade gut genug für die Doppelpack-Idee, als Gesellschafter soll das Land aber das Risiko übernehmen.

Bisher ragt noch ein weißes Quadrat wie ein Pfahl ins bunte Space-Fleisch: Auf 4,8 Hektar hat die Kramer-Gruppe ein Stahlplattenlager mitten auf dem AG „Weser“-Gelände, genau zwischen dem erfolgreichen „Pier 2“ und dem aufgemalten „Moon Fun Factory“. Die Fläche hat das Wirtschaftsressort erst 1994 auf 66 Jahre in Erbpacht an die Stahlfirma gegeben. Die sollte eigentlich auch eine Sandstrahl-Entrostungsanlage aus Mahndorf auf das AG „Weser“-Gelände umsiedeln. Kramer müßte nun wieder hinausgekauft werden. K.W.

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