: Das neue Frauenbild der CDU
Die Hamburger CDU-Frauen wollen ab sofort Frauenpolitik machen ■ Von Elke Spanner
Da laut Karen Koop, Bürgerschaftsabgeordnete der CDU, „Frauenthemen mehr Gewicht bekommen, wenn Frauen sie vortragen“, präsentierte gestern Ole von Beust die CDU-Veranstaltung zu „Problemlösungen aus weiblicher Sicht“. Beim Gruppenbild mit Mann wurde als weibliche Forderung für ein Hamburg der Zukunft ausgegeben: Wir sind für Ole.
Mehr zufällig scheint die „Frauenkampagne“in diese wählerwirksame Zeit zu fallen. Denn nicht um den Wahlkampf gehe es den CDU-Frauen, sondern darum, die politische Sicht der Frauen in die Partei einzubringen, beteuerte Koop.
Ole konnte stolz sein auf seine Mädels, haben die sich doch „ohne Beeinflussung von mir selber überlegt, was interessant sein könnte“. Seit vergangenem November haben sich mehr als ein Dutzend Frauen getroffen und drei Schwerpunkte rausgepickt: Da wäre zunächst die schlechte Ausbildungssituation von Frauen. Die CDU-Frauen haben nämlich entdeckt, daß Mädchen auch heute noch häufig zu traditionellen Frauenberufen tendieren. Das muß doch nicht sein, finden die gut situierten Damen und schlagen eine Art „Schnupperlehre“für Mädchen vor, in der sie in Männerdomänen reinriechen können.
Stichwort Nummer zwei: Unsere Stadt wird immer gefährlicher. In Hamburg sei die Gewaltkriminalität in den vergangenen 20 Jahren um 54,9 Prozent gestiegen, konstatierte die CDU und listete die Zahl weiblicher Opfer zum Beispiel bei Raub und Handtaschendiebstahl auf. Vergewaltigungen wurden nicht einmal erwähnt.
Das Sicherheitsgefühl von Frauen müsse gestärkt werden, sagte die CDU und riet zu Selbstverteidigungskursen. Zur CDU-Veranstaltung „Innere Sicherheit und Frauen“Ende Mai ist eine Sportschule zum Vorführen eingeladen. Denn „drei oder vier Handgriffe zu kennen, ist für Frauen schon toll“, fand eine Sprecherin – die selbst noch nie einen Selbstverteidigungskurs besucht hat. Und was die Kurse nicht schaffen, soll dann die Polizei leisten, die auf CDU-Wunsch verstärkt in U- und S-Bahnen Patrouille fahren soll.
Stichwort Nummer drei: Hamburg soll familienfreundlich werden. Auch diese klassische CDU-Forderung gilt nun als Frauensicht. Neu daran: Unter Familie versteht die CDU nun auch Alleinerziehende mit Kindern. „Dafür stehen wir, und dafür steht Ole von Beust“, rühmte Claudia Georgi den CDU-Spitzenkandidaten und Single.
Trotz der neu entdeckten Klientel sind Frauen auf den KandidatInnenlisten der CDU kaum vertreten. Nicht mal das Quorum der Bundespartei – jeder dritte Listenplatz für eine Frau – erfüllt die Hanse-Union. Für Ole kein Problem, denn „das Quorum ist eine Kann-, keine Muß-Vorschrift“. Außerdem „gibt es das noch nicht so lange, wir fangen ja gerade erst an“. Und Karen Koop „möchte nicht, daß gute Frauen verheizt werden, indem sie zu früh in verantwortungsvolle Positionen kommen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen