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Klemanns Geheimnis

■ Kritik des BDA an der Bauausstellung 1999: Unternehmen „undurchsichtig“

Der Bund Deutscher Architekten Berlin (BDA) hat sich in einem „offenen Brief“ an Bausenator Jürgen Klemann (CDU) gegen die Verfahrenspraxis zur geplanten „Bauausstellung 1999“ gewandt. Sowohl das Konzept als auch die Auswahl der Architekten, die zum Thema „Wohnen im Eigentum“ Entwürfe vorlegen sollen, seien nicht transparent gemacht worden. Außerdem kritisiert der BDA, die Bauverwaltung überlasse bei dem Projekt privaten Investoren zu großen Spielraum. Anstelle weiter hinter verschlossenen Türen zu agieren, forderte der Verband Klemann auf, die Bauausstellung in der Öffentlichkeit zu debattieren.

Wie bereits berichtet, möchte Klemann sein baupolitisches Programm mit einer Eigenheim-Bauaustellung auf fünf Flächen in den Bezirken Pankow und Weißensee abrunden. Dafür ist vorgesehen, bis 1999 rund 100 Häuser zu errichten. Von den circa 25 eingeladenen Architekturbüros wird erwartet, daß sie Experimentierhäuser entwickeln, die Beispiele für kostengünstiges und zugleich qualitätvolles Bauen abgeben.

Ähnlich wie beim „Planwerk Innenstadt“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung moniert der Verband die „Undurchsichtigkeit des Unternehmens Bauausstellung“. Entgegen allen demokratischen Spielregeln, erklärte der BDA-Vorsitzende Kay Puhan- Schulz, sei bei der Auswahl der Architekten sowie der Themen „kein offener Wettbewerb durchgeführt worden, der den Entscheidungsprozeß optimieren, gestalterische Vielfalt und Innovation freisetzen kann“. Hintergründe, Verantwortliche, Juroren, Auswahlkriterien oder Konzepte seien nur tröpfchenweise ans Licht gekommen.

Angesichts der großen Flächen, die bebaut werden sollen, fordert der BDA, daß auch „grundlegend über städtebauliche Konzepte und zukunftsweisende Wohnformen nachgedacht“ werden müsse. Außerdem warnte Puhan-Schulz davor, „die letzten freien Areale einer Handvoll Großinvestoren“ nachzuwerfen.

Die zuständige Leiterin der Architekturwerkstatt in der Bauverwaltung, Barbara Hoidn, ließ die Kritik nicht gelten. Es seien mit den Verbänden und der Architektenkammer Gespräche geführt worden. Sie räumte allerdings ein, daß man das Verfahren durchaus auch anders hätte gestalten können. Rolf Lautenschläger

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