piwik no script img

Schnitzel kam verspätet

■ Zur Eröffnung des Mensa-Zeltes gab's Sekt und Blasmusik – und gleich eine dicke Panne / MitarbeiterInnen sind froh, Studis ärgern sich über erhöhte Essenspreise

chweineschnitzel in Pilzrahmsoße“und „Vegetarischer Gemüseeintopf nach Muttern's Art“standen bei der Eröffnung des Mensa-Zeltes an der Bremer Universität auf dem Speiseplan. Doch von mütterlichen Gefühlen war zwischen rot-weißen Luftballontrauben und gelber Bestuhlung zunächst wenig zu spüren. Selbst das Schnitzel kam zu spät. Der Grund: Das Steuergerät für das Küchengas war ausgefallen, die Herde blieben kalt.

Während sich einige StudentInnen im wohlig beheizten Zelt, das bis zum Wiederaufbau die abgebrannte Mensa ersetzen soll, mit dem Restsekt des offiziellen Eröffnungsemfangs vergnügten, warteten draußen in der Schlange geduldig die Hungrigen auf Speisung. „Wenn es richtig kalt wird, rücken wir enger zusammen. Dann lernt man sich auch gleich besser kennen“, frohlockte ein Student. Den Wartenden wurde die Zeit mit Dixielandmusik verkürzt. „Blasmusik find ich gut. Es ist ein bißchen wie auf der Titanic: die Musik spielt, aber die Technik versagt“, meinte ein Student trocken.

Christian Rohlfing, Geschäftsführer des Studentenwerks, versuchte die hungrigen Mägen zu beruhigen und beteuerte immer wieder, „Bei der Generalprobe hat noch alles geklappt.“. Bezüglich der Mensa ist man an Verspätungen gewöhnt. Ursprünglich sollte das Zelt mit seinen 1.000 Sitzplätzen zu Beginn des Wintersemesters eröffnet werden. Erst nach einer Stunde war das „Premierenpech“behoben, die Schnitzel rollten an.

Mit dem neuen Zelt ist für die Mensa-MitarbeiterInnen eine unbefriedigende Zwischenlösung zu Ende gegangen. Seit dem Mensa-brand waren sie auf verschiedene Arbeitsorte verteilt. „Wir sind froh, jetzt wieder im alten Team arbeiten zu können“, sagte eine Kassiererin. In der Mensa der Hochschule und in der Cafete im Höhrsaalgebäude gab es andere Arbeitsabläufe, als das Uni-Team gewohnt war. „Manchmal war unsere Arbeit dort ganz schön schwierig.“

Weniger glücklich sind die Studenten. „Das Mensa-Zelt ist zwar neu, aber der alte Mensa-Koch ist immer noch da“, meinte einer und biß trotzig in seinen Döner. Auch die Imbißbudenbesitzer zeigen sich von dem Trubel um das Mensa-Zelt wenig beeindruckt. Die Schlange an den Imbißbuden beweist: die Nachfrage nach griechischen, türkischen oder chinesischen Spezialitäten bleibt ungebrochen.

Überhaupt hat die mensalose Zeit die Bremer Uni-StudentInnen anspruchsvoll gemacht. Der Mensa-Koch der Hochschule Bremen lieferte teilweise bis zu 800 Essen täglich an die Universität. „Obwohl das Essen oft stundenlang rumstand und auf Plastikgeschirr gereicht wurde, hat das besser geschmeckt, als in der alten Mensa“, meinte Christian Wichert, sozialpolitischer Referent des Uni-Asta. „Wir geben unseren Koch nicht her“, baut Annette Volkens, Vorsitzende des Hochschul-Asta, gleich vor. Beide finden das Zelt prinzipiell in Ordnung, nur mit der vorgezogenen Erhöhung der Essenspreise sind sie nicht einverstanden. So ein Mensa-Zelt hat eben seinen Preis. Geraldine Friedrich

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen