■ Mit Kirchenbanken auf du und du: Moralischer Ertrag
Hamburg (taz) – „Kirchenbanken arbeiten nicht wie die Deutsche Bank“, behauptet Antje Schneeweiß. Die Wissenschaftlerin forscht für Südwind, das Institut für Ökonomie und Ökumene in Siegburg. Fünfzehn bundesdeutsche Kirchenbanken hat sie über ethische Geldanlagen befragt. Ihr Fazit: Für kirchliche, karitative und kirchennahe Einrichtungen spielen die Institute eine wichtige Rolle.
Kirchenbanken existieren nur in wenigen Ländern, und auch hierzulande sind sie nur wenigen bekannt. Dabei haben sie immerhin ein Geschäftsvolumen von 30 Milliarden Mark.
Im März des Jahres 1917 hatten sich 34 Pfarrer in Regensburg zur LIGA vereint und damit die erste Kirchenbank in Deutschland gegründet. Heute sind die meisten Kirchenbanken genossenschaftlich organisiert und gehören zum Verbund der Volks- und Raiffeisenbanken.
Dies sichert einen Platz im Einlagensicherungssystem und damit die so wichtige „Mündelsicherheit“ – das ist die Garantie, daß keine riskanten Geschäfte getätigt werden. Denn das Gesetz schreibt den Kirchengemeinden diese Richtschnur für „verzinsliche und sichere“ Geldanlagen vor. Faktisch begrenzt dies den Spielraum für Geldanlagen, die ökologischen oder sozialen Kriterien folgen. Denn viele dieser Anlagen haben nicht das Gütesiegel „supersicher“.
Der Kundschaft bieten Kirchenbanken ein preiswertes Girokonto, zinsgünstige Kredite oder auch eigene Aktienfonds. Ergänzend verkaufen einige auch ethische Nischenprodukte: Ein „Sparbuch für den Notfall“ offeriert beispielsweise die Kölner Pax-Bank, mit dessen Zinsen Notfälle in der Dritten Welt gelindert werden sollen.
Die Evangelische Darlehensgenossenschaft Münster legte zusammen mit der Landeskirchlichen Kredit-Genossenschaft Sachsen und einer Luxemburger Tochter der BfG-Bank den Aktienfonds „Luxinvest Ökolux“ auf, der unter anderem in alternative Energieerzeuger oder Altpapierverwerter investiert. Der Branchenführer Grünes Geld schreibt über den Fonds: „Hauptziel ist die Erwirtschaftung eines attraktiven Wertzuwachses.“ Das gelang allerdings mäßig: Im Fünf-Jahres- Vergleich liegt der Fonds lediglich im unteren Mittelfeld seiner Klasse (plus 43,2 Prozent).
„Durch die eigene Zielgruppe wird ein Teil der Kreditvergabe automatisch auf gutartige Bereiche beschränkt, auf kirchliche Krankenhäuser oder den Bau einer Orgel“, ermittelte Südwind-Mitarbeiterin Schneeweiß. Aber für den übrigen Teil der Finanzmittel fehle es an ethischen Kriterien.
Der diskrete Hintergrund: Die kirchenorientierte Geschäftspolitik stößt auf enge ökonomische Grenzen – Kirchenbanken sind häufig passivlastig. Es mangelt an der Kreditnachfrage. Der Finanzüberhang fließt dann in konventionelle Geldanlagen à la Deutsche Bank. Was allerdings vielen Kirchenbanken genügend gottgefällig zu sein scheint. Hermannus Pfeiffer
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