piwik no script img

Sparsame Bibliotheken durch virtuelle Zeitschriften

■ Ein erster Vertrag sichert den Hochschulen in Berlin und Brandenburg den elektronischen Zugriff auf 179 wissenschaftliche Zeitschriften. Doch die Online-Recherche hat ihre Grenzen

An elf Berliner und Brandenburger Hochschulen haben die StudentInnen seit gestern Zugriff auf 179 Online-Zeitschriften des Verlags Academic Press. Mit dieser Initiative wollen die Hochschulen trotz der Einsparungen im Bibliotheksetat den Informationszugang sichern. Academic Press bietet vor allem Zeitschriften aus den Bereichen Naturwissenschaften und Medizin an, vereinzelt aber auch Titel aus den Wirtschafts-, Rechts- und Geisteswissenschaften.

„Wir versuchen, in naher Zukunft auch Verträge mit anderen Verlagen abzuschließen, doch nicht alle Verlage haben bereits ein Online-Angebot“, beschreibt Friedrich Wilhelm Froben, Bibliothekschef der FU-Physiker, die Grenzen der Initiative. Von weltweit rund 30.000 wissenschaftlichen Zeitschriften seien erst 2.000 elektronisch verfügbar.

Der neuartige Zugriff steht allen Studenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern offen. Neben Universitäten sind auch Fachhochschulen und Institutionen wie das Max-Planck-Institut an dem Projekt beteiligt. Über die Homepages der Hochschulbibliotheken können die Volltextversionen der Zeitschriften jederzeit abgerufen werden. Steht der gewünschte Titel nicht im Bücherregal, haben die Wissenschaftler nun die Chance, online fündig zu werden.

Von den 179 Zeitschriften der Academic Press hatte die FU-Bibliothek bislang rund 80 Titel abonniert. Aufgrund der prekären finanziellen Situation mußten aber im letzen Jahr rund 30 Titel abbestellt werden. „Mit dem Online- Angebot schaffen wir nun die Möglichkeit, nicht nur den Verlust auszugleichen, sondern das Angebot sogar zu erweitern“, sagt Wilhelm Froben.

Den Vertrag mit Academic Press haben die elf Hochschulen in Berlin und Brandenburg abgeschlossen. Diese Institutionen haben Anfang dieses Jahres das Friedrich-Althoff-Konsortium gegründet. Ziel des Konsortiums ist es, Informationen durch den Einsatz von elektronischen Medien zugänglich zu machen. Darüber hinaus sollen aber auch Kooperationen zwischen den Hochschulen gefördert und die Verhandlungen mit den Verlagen geführt werden.

Das ist für die Hochschulen ein zähes Geschäft. An der Freien Universität wurde seit 1993 nicht nur kontinuierlich der Erwerbungsetat um dreißig Prozent gekürzt, auch die Preise vieler wissenschaftlicher Zeitschriften sind um mehr als zehn Prozent pro Jahr gestiegen. Mit dem Online-Angebot sinken zwar nicht die allgemeinen Bibliothekskosten. Da die Hochschulen jedoch Zugriff auf alle Zeitschriften haben, gibt es mehr Informationen für das gleiche Geld. Unter dieser Prämisse könnte die Initiative zukunftsweisend sein.

Wissenschaftlern, die sich mit der Online-Text-Recherche noch nicht auskennen, stehen die Bibliotheksmitarbeiter mit Rat und Tat zur Seite. Auch das Personal muß jedoch erst eingearbeitet werden. Zudem sollen Informationsveranstaltungen die Initiative begleiten. Michaela Halbritter

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen