: Schwenkow gestattet Konkurrenz
■ Betreiberkonsortium will die Deutschlandhalle wieder öffnen. Velomax-Betreiber verzichtet gegenüber Sportverwaltung auf Konkurrenzverbot. Neuverhandlung nicht ausgeschlossen
Für die Wiedereröffnung der Deutschlandhalle wurde gestern eine zweite Hürde genommen. Aus dem Vertragsentwurf mit Velomax wurde ein Passus entfernt, der die Eröffnung einer anderen Veranstaltungshalle verbietet. Velomax betreibt die beiden in Prenzlauer Berg neu gebauten Großsporthallen Velodrom und Max- Schmeling-Halle. Auf die Neuregelung haben sich gestern Velomax-Gesellschafter Peter Schwenkow und die Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport geeinigt, wie Almuth Draeger, Pressesprecherin der Sportverwaltung, gestern bestätigte.
„Natürlich hat eine Öffnung der Deutschlandhalle Auswirkungen auf das Velodrom und die Max- Schmeling-Halle“, erklärte Draeger. Im Laufe der Verhandlungen mit Schwenkow habe sich aber in den letzten Wochen eine offenere Situation ergeben. Draeger wies jedoch darauf hin, daß bei einer Wiedereröffnung der Deutschlandhalle die Verträge mit Velomax eventuell neu verhandelt würden. Durch die neue Konkurrenz drohen Schwenkow hohe Verluste. Daß der Senat diese mit einem höheren Betriebskostenzuschuß für Velomax kompensieren müsse, wollte Draeger nicht bestätigen. „Das ist Spekulation. Wir müssen abwarten, wie es mit der Deutschlandhalle weitergeht.“ Einen anderen Betreiber werde die Sportverwaltung auch nicht suchen. „Wir denken, Velomax ist der geeignetste Partner für uns.“
Eine Betreibergemeinschaft für die Deutschlandhalle hatte am Mittwoch angekündigt, in der kommenden Woche dem Senat ein Nutzungskonzept für die vom Abriß bedrohte Halle zu unterbreiten. Demnach wollen die Betreiber zwar keine Miete an das Land Berlin abführen, aber dafür die Betriebskosten in voller Höhe allein tragen.
„Eine Konkurrenz mit den Velomax-Hallen sehe ich nicht“, betont Michael Hahn, Geschäftsführer der Dienstleistunggruppe Piepenbrock. Sie ist einer der sechs Betreiberinteressenten. „Wir haben das Konzept nicht gegen andere Hallen erarbeitet, sondern für die Deutschlandhalle“, erklärt Hahn. Kopf der „AG Deutschlandhalle“ ist Gerhard Kämpfe, Chef des Konzertveranstalters „Media online“.
„Die Deutschlandhalle bietet ganz andere Möglichkeiten als die anderen Hallen“, meint Hahn. Sie fasse mehr Zuschauer und sei höher, außerdem werde sie gebraucht. „Eric Clapton und die Spice Girls wollten woanders gar nicht auftreten.“ Neben großen Konzerten sei eine Neuauflage von „Menschen, Tiere, Sensationen“ zusammen mit der Messegesellschaft geplant.
Bis Ende April will die Betreibergesellschaft konkrete Angaben darüber machen, wie die Sanierung der Deutschlandhalle finanziert werden soll. Am ersten April hatte sich „AG Deutschlandhalle“ zusammengefunden. Die Finanzverwaltung hatte es abgelehnt, für eine Wiedereröffnung Gelder bereitzustellen. Christian Domnitz
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