: Staatsknete für Cannabis
Mit dem Projekt „Marktinnovation Hanf“ fördern die Europäische Union und das NRW-Landwirtschaftsministerium die Hanfverarbeitung ■ Von Volker Wartmann
Im Jahr 3 nach Wiederzulassung des (THC-armen) Faserhanfanbaus in Deutschland wird dieser jetzt von staatlicher Seite finanziell unterstützt. Vorgestern fiel im Rahmen einer Auftaktveranstaltung im Mediapark Köln der Startschuß für das Projekt „Marktinnovation Hanf“. Gefördert wird dieses Projekt mit Mitteln im Umfang von etwa einer halben Million Mark aus dem europäischen Sozialfonds. 60.000 Mark steuert das Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen bei. Das über zwei Jahre laufende Projekt verfolgt das Ziel, faserverarbeitende kleine und mittlere Unternehmen (KMU) „zur Integration heimischer Hanffasern in bestehende Produktions- und Vermarktungsstrukturen zu befähigen“.
Die Projektleitung hat das nova-Institut für politische und ökologische Innovation GmbH in Hürth bei Köln übernommen. Das nova-Institut ist bundesweit das Institut mit der größten Hanfabteilung. Weitere Projektpartner sind das Faserinstitut Bremen e.V. (FIBRE) und die Kölner Akademie für Markt- und Medienpsychologie (KAMM).
„Durch Informations- und Qualifikationsmaßnahmen für faserverarbeitende KMU soll das Projekt dazu beitragen, bestehende Hemmnisse beim Aufbau beziehungsweise weiteren Ausbau der deutschen Hanfindustrie zu überwinden“, so Michael Karus, Leiter des nova-Instituts. „Die Qualifizierungsmaßnahmen setzen an den drei entscheidenden Know-how- Barrieren einer erfolgreichen Markteinführung an: Märkte, Ökonomie und Ökologie, Technik und Marketing.“ Die Seminare zu den Themen Märkte, Ökonomie, Ökologie und Marketing werden voraussichtlich in Köln stattfinden, die Technikseminare in Bremen.
Innerhalb der zweijährigen Laufzeit sind bis zum 31. Dezember 1999 folgende konkrete Maßnahmen vorgesehen: Es wird drei große branchenübergreifende Informations- und Qualifikationsveranstaltungen geben. Ingesamt sind 12 branchenbezogene Qualifikationsseminare zu technischen sowie markt- und marketingbezogenen Fragen zur Nutzung von Hanffasern geplant. Zudem wird eine einzelbetriebliche Beratung der KMU bezüglich technischer sowie markt- und marketingbezogener Aspekte des Hanfeinsatzes angeboten. Vorgesehen sind desweiteren die Publikation eines praxisbezogenen Handbuchs und der Aufbau einer Internet-Projektdatenbank. Zusammengenommen kosten diese Maßnahmen in einem „Gesamtpaket“ 1.300 Mark. Auch die Buchung von einzelnen Veranstaltungen ist möglich, ein Tagesseminar kostet dann 250 Mark. „Diese günstigen Preise sind nur infolge der Förderung durch die EU und das Land NRW möglich“, sagt Daike Lohmeyer, Agrar-Ingenieurin und Expertin für den Anbau und die Ernte von Hanf beim nova-Institut. „Die bisherige Resonanz ist gut. Für Betriebe, die an dem Projekt teilnehmen möchten, empfiehlt sich eine baldige Anmeldung. Die Teilnehmerzahl ist auf etwa 45 beschränkt.“
Hanffasern aus europäischem Anbau gewinnen im technischen Bereich zunehmend an Bedeutung. Hanf ist die ertragreichste Faserpflanze Europas, seine reifsten Fasern eignen sich besonders für den technischn Einsatz. Die Hanfanbauflächen in der Europäischen Union haben sich in den letzten zehn Jahren versiebenfacht. Parallel dazu wurden neue industrielle Anwendungen entwickelt. Hanffasern werden heute bereits im Automobilbau (Formpreßteile) und in der Bau- und Dämmstoffindustrie eingesetzt. In der Umsetzungsphase befinden sich Geotextilien, Nadelfilzteppiche und Verbundwerkstoffe.
Infos: nova-Institut, Thielstraße 35, 50354 Hürth, Telefon 022 33-97 83-70, Fax: 022 33-97 83-69, E-Mail: nova- Haffet-online.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen