Kommentar: Der islamistische Wolf
■ Für Anekdoten im Kopftuchstreit
In Baden-Württemberg wurde die ausgebildete Lehrerin Fereshta Ludin nicht in den Schuldienst übernommen. In Bremen hatte man bisher gut daran getan, sich lieber Anekdoten zu erzählen: Als im Jahr 1995 das Kruzifix aus den bayerischen Klassenzimmern verbannt wurde, so berichtete jetzt fröhlich ein Bremer Schulrat, da hätten sich auch bei ihm die „Huckepack-Anrufer“ gemeldet: Kruzifixe raus aus Bremens Schulen, so ihr Ruf. Aber hier gebe es doch gar keine Kreuze, so sein zaghafter Einwand. Macht nix – trotzdem weg damit.
Gutes lakonisches Bremen, daß man sich hier, statt dumme Beschlüsse zu fällen, lieber Nonsens-Geschichten erzählt. Vielleicht läßt sich nur so der fürchterlich erwachsene Kinderglaube christlich-grüner Laizisten umgehen, daß die Mär vom islamistischen Wolf unter Töchterchens Kopftuch nur durch den deutschen Jägersmann zu beenden sei. Gerne zumindest würde ich bald lustige Geschichten aus Bremens Kindermündern zu hören bekommen, die ihren Eltern erklären, warum ihre Lehrerin immer ein Kopftuch trägt. Nonsens-Geschichten wären das allethalben, die nur qua bildungsministerlichem Gesetz in ihrer Produktivkraft gestört werden können.
Hoffen wir also, daß Bremen bald wieder das nötige Kleingeld für ein paar Lehrer hat – und eine Bildungssenatorin, die sich weigert, Gesinnungsurteile zu fällen. Fritz v. Klinggräff
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