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Bundeswehr wird zum Unterrichtsthema

■ Auf Betreiben eines CDU-Beamten in der Schulverwaltung wurde eine Unterrichtshilfe zur Sicherheits- und Friedenspolitik entwickelt. Schulsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) will den Entwurf aber nochmals üb

Auf Betreiben eines CDU-Beamten in der Schulverwaltung soll die Bundeswehr in Zukunft ein Thema an den Schulen werden. Derzeit wird der Rahmenlehrplan für die 10. Klasse überarbeitet. Umstritten ist allerdings eine Unterrichtshilfe zur „Sicherheits- und Friedenspolitik“, die ab dem Schuljahr 1999/2000 zum Einsatz kommen soll. Mitherausgeber ist ein CDU-Beamter der Senatsschulverwaltung, Oberschulrat Karlheinz Lau, der auch stellvertretender Landesvorsitzender der „Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung in der CDU“ (OMV) ist.

Die parteiinterne Vereinigung für Vertriebenen- und Aussiedlerpolitik nimmt sich der – aus ihrer Sicht – mangelnden Verankerung der Bundeswehr bei der Berliner Jugend auch in der Augustausgabe ihrer Mitgliederzeitschrift an. Bedauernd heißt es unter Berufung auf eine Studie des Sozialwissenschaftlichen Institutes der Bundeswehr, Berlin sei in der politischen Bildung über die Bundeswehr bundesweit Schlußlicht. Deshalb hätten auch die Anti-Gelöbnix-Demonstrationen so großen Zulauf. Vor allem junge Berliner würden „angestachelt durch agitatorische Reden der Salon-Kommunisten Gysi und Trittin mit Parolen gegen die Bundeswehr demonstrieren, die aus der Mottenkiste finsterer SED-Propaganda stammen“.

Berlin verzeichne darüber hinaus „alljährlich eine beachtlich hohe Zahl an Wehrdienstverweigerern“. Das könne „nicht mehr allein mit Einstellungen erklärt werden, die im ehemaligen Berlin (West) vornehmlich an den Universitäten und bei Lehrern verbreitet waren“. Zudem finde die Kampagne gegen Wehrpflicht in Berlin ihr Hauptbetätigungsfeld.

Die Unterrichtshilfe, deren Verwendung Lehrern freigestellt ist, liegt derzeit zur Überarbeitung auf dem Schreibtisch von Schulsenatorin Ingrid Stahmer (SPD), wie ihre Sprecherin gestern bestätigte. In ihrer jetzigen Form werde die Unterrichtshilfe nicht durchgehen, hieß es. Wie Schulstaatssekretär Klaus Löhe erklärte, soll das Material, das eine wichtige Hilfe bei der Vermittlung des „unverzichtbaren“ Themas Sicherheits- und Friedenspolitik sei, aber noch in diesem Jahr an die Lehrer vermittelt werden.

Um ihr Vorhaben voranzutreiben, hatte die OMV sogar Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) um politische Unterstützung gebeten. Weil die OMV befürchtete, daß die erstrebten Unterrichtshilfen seit Monaten beim Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung schmorten, schaltete sie den Ex- General ein.

Unterrichtshilfen oder verbindliche Lehrplaninhalte über die Bundeswehr gab es in Berlin im Unterschied zu anderen Bundesländern bisher nicht. Vor allem CDU-regierte Länder im Westen der Republik vermitteln seit den 70er Jahren solche Lehrinhalte.

Für die Kampagne gegen Wehrpficht ist der Vorgang „ein Eingeständnis der CDU, daß die Bundeswehr in Berlin nicht verwurzelt ist“. Daß sie die Verankerung jetzt über die Schulen vorantreiben wolle, zeige, so Frank Brendle von der Kampagne, „daß die CDU Schülerinnen und Schülern keine Mündigkeit zugestehen wolle. „Nicht die Anti-Gelöbnis-Demonstranten, sondern die CDU bedient sich aus der Mottenkiste der SED-Propaganda.“

GEW-Sprecherin Erdmute Safranski kritisierte, daß die Landesregierung zwar auf Einladung von Lehrern Jugendoffiziere der Bundeswehr in die Schulen hineinläßt, nicht aber die Kampagne gegen Wehrpflicht. Die hat seit etwa fünf Jahren „Schulverbot“, weil sie sich für Totalverweigerung einsetze. Safranski: „Das widerspricht dem Gedanken der Pluralität.“ Marina Mai

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