: Sprengstoffanschlag bislang ungeklärt
■ Innensenator Eckart Werthebach geht bei dem Sprengstoffanschlag auf das Grab von Heinz Galinski, dem ehemaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, von antisemitischem Hintergrund aus. Bislang jedoch
Nach dem Sprengstoffanschlag auf das Grab von Heinz Galinski tappen die Berliner Sicherheitsbehörden noch weitgehend im dunkeln. An der zerstörten Grabplatte Galinskis, dem ehemaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, auf dem jüdischen Friedhof an der Heerstraße hat die Polizei Spuren einer Metallumhüllung gefunden. Man geht davon aus, daß der Sprengsatz darin angebracht war.
Der am Samstag abend detonierte Sprengsatz hatte nach Angaben von Innensenator Werthebach „eine erhebliche Sprengwirkung“. Diese hatte die Grabplatte in vier Teile zerlegt. Bislang könne man aber noch nicht sagen, ob ein gewerblicher Sprengsatz verwendet wurde, „oder ein Eigenfabrikat“. Über die Täter konnte die Polizei noch keinerlei Aussagen machen, ein Bekennerschreiben liegt nicht vor, bis zum Abend lief gestern die Spurensuche auf dem Friedhof. „Ich gehe aber davon aus, daß der Anschlag einen antisemitischen Hintergrund hat“, so Werthebach. Er habe daher veranlaßt, „daß der Verfassungsschutz seine Erkenntnisse in Sachen Rechtsextremismus prüft und in die Ermittlungen einfließen läßt“.
Darüber hinaus plant Werthebach, den Senat am Dienstag über den Rechtsextremismus in Berlin zu informieren. 1997 gab es nach Angaben von Werthebach 90 antisemitische Straftaten, im Oktober dieses Jahres waren es bereits ebenfalls 90, bis zum Jahresende sei das eine Steigerung von rund 20 Prozent.
Bereits am 28. September war das Grab Galinskis leicht zerstört worden. Damals hatte die Polizei auch Schmauchspuren am Grab gefunden, die Sache liegt nun bei der Staatsanwaltschaft, von den Tätern ist weit und breit keine Spur. Nach dem Vorfall hatten Innenverwaltung und Jüdische Gemeinde einen noch stärkeren Schutz jüdischer Einrichtungen vereinbart, der Friedhof an der Heerstraße wird seitdem stündlich kontrolliert. Andreas Nachama, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, warnte gestern nun davor, sich mit Friedhofsschändungen abzufinden. „Die Tat gilt der Jüdischen Gemeinde als solcher, nicht nur Heinz Galinski.“
Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) verurteilte den Anschlag auf das Grab gestern als verabscheuenswürdige Tat, die bei den BürgerInnen und Bürgern Berlins auf Empörung stoße. Klaus Böger, Vorsitzender der SPD-Fraktion, nannte die Sprengung „einen Anschlag auf die Demokratie“. Böger forderte Staats- und Verfassungsschutz auf, sich intensiver der rechtsextremen Szene zuzuwenden.
„Ich habe das Gefühl, daß sich – man schaue nur auf die Debatte um Entschädigungen von NS-Opfern und die Friedenspreisrede Martin Walsers – eine Schlußstrichstimmung breit zu machen beginnt“, sagte gestern Alice Stöver, Kulturpolitikerin der Bündnisgrünen. Natürlich bestehe kein direkter Zusammenhang zu so einem Anschlag, „aber man weiß, daß Rechtsextremisten auf eine solche Stimmung mit derartigen unsäglichen Anschlägen reagieren.“ Die PDS-Landesvorsitzende Petra Pau sagte: „Offenbar sind sämtliche Schranken gefallen.“ Pau ruft dazu auf, den Protest gegen Antisemitismus öffentlich zu zeigen und morgen zu den jüdischen Orten in der Stadt zu gehen wie zum Beispiel auch zum ehemaligen Wohnhaus von Heinz Galinski in der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg. Barbara Junge
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