■ beiseite: 99er-Schauen
Die kommen, die Ausstellungen: Mit dem Mammutprojekt „Das XX. Jahrhundert – ein Jahrhundert Kunst in Deutschland“ blickt beispielsweise die Stiftung Preußischer Kulturbesitz vom 4. September 1999 bis zum 9. Januar 2000 auf das abgelaufene Jahrhundert zurück. Unter gleichem Titel war vor hundert Jahren schon einmal eine bilanzierende Ausstellung der Staatlichen Museen gezeigt worden. Der Großteil der gezeigten Werke stammmt aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Grafik und Medienkunst, die Leihgaben kommen aus der ganzen Welt. Die parallel an sechs Orten gezeigten Ausstellungen zeigen unter anderem, wie die Künste auf das Zeitgeschehen reagierten, auf Highlights und Katastrophen, und welche internationalen Entwicklungen sich vor allem in Deutschland kreuzten. Doch die Ausstellungen wollen nicht nur retro und nowtro sein, sie möchten auch nach vorn blicken: „Was wirkt weiter ins neue Jahrhundert?“ ist nach Meinung der mit der Vorbereitung der Schau befaßten sogenannten Kunstexperten eine der interessantesten Fragen. Eine, die naturgemäß am schwersten zu beantworten sein wird.
Rund 15 Millionen Mark standen für die Dokumentationsschau zum 50jährigen Bestehen der Bundesrepublik „Einigkeit und Recht und Freiheit“ (23. Mai bis 3. Oktober) unter Federführung des Deutschen Historischen Museums zur Verfügung. Der Rückblick, der auch die Geschichte der DDR einbezieht, ist laut Ausstellungsmacher gedacht als eine „didaktisch gemeinte Lektion“. Ab hinter die Schulbank der eigenen Geschichte, kann es da also nur heißen!
Um eine Bilanz geht es auch der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg. Das Projekt „Durch den eisernen Vorhang – Theater BRD/DDR 1949–1990“ (16. Mai bis 1. August) wagt erstmals eine Gegenüberstellung der beiden deutschen Theatersysteme. Regisseure aus Ost und West, Leute wie wie Gustaf Gründgens, Bertolt Brecht, Fritz Kortner, Wolfgang Langhoff, Peter Zadek, Benno Besson und Claus Peymann werden unter anderem mit Inszenierungen vorgestellt.
Die 17 unter dem Dach der Stiftung Preußischer Kulturbesitz vereinigten Museen laden neben der Besichtigung der ständigen Sammlungen zu mindestens 20 weiteren Extra-Ausstellungen ein. Die Neue Nationalgalerie verspricht eine Max-Ernst-Retrospektive (5. März bis 30. Mai) mit rund 180 Arbeiten in Partnerschaft mit dem Haus der Kunst in München.
Die großzügige Leihgabe des Berliner Privatsammlers Reinhard Schlegel ermöglicht die bisher umfassendste Ausstellung mit den Editionen von Joseph Beuys vom 20. Februar bis 13. Juni im Hamburger Bahnhof. Die Ausstellungs-Konzeption stammt übrigens noch von Beuys selbst.
Als ein neuer Ausstellungsort präsentiert sich die gerade eröffnete bayerische Landesvertretung mit der vom 13. Mai bis zum 20. Juni laufenden historischen Ausstellung „Bayern und Preußen“. Sinn dieser Übung: zu zeigen, daß die Geschichte zwischen beiden Ländern nicht nur aus „Hauen und Stechen, Granteleien und scharfzüngigem Spott“ bestand. Die Ausstellung wird anschließend auf der Plassenburg in Kulmbach gezeigt.
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