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NachgefragtFundi go home

■ Interview mit Klaus Möhle (Grüne)

Wenn die Grünen nicht aufpassen, verlieren sie den Boden unter den Füßen. Dieser Auffassung ist jedenfalls der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Klaus Möhle. Möhle, früher Anführer der Besetzer am Weidedamm, sitzt seit 1996 als Abgeordneter und letzter grüner Fundi in der Bremischen Bürgerschaft. Wir wollen von ihm wissen, wie er als Fundi und Anti-AKW-Gegner die Bundespolitik sieht.

Herr Möhle, Sie sind ja sowas wie der letzte Öko in der Bremischen Bürgerschaft. Wenn Sie sich jetzt die Politik der Bundesregierung in puncto Atomausstieg angucken, macht es eigentlich noch Spaß, Grüner zu sein?

Gute Frage, aber mit Spaß hat das wenig zu tun. Ich glaube die Grünen müssen aufpassen, wie sie sich präsentieren. In der Frage des Atomausstiegs haben wir die erste Runde verloren. Was machen die Grünen? Anstatt zu überlegen, wie der Einstieg in den Ausstieg aussehen soll, reden sie ihre Niederlage schön.

Haben Sie denn eine Idee?

Ich glaube, der größte Fehler war, den Ausstieg in Eigenregie zu versuchen, anstatt die SPD mit ins Boot zu nehmen.Im Programm der SPD steht ja, daß sie den Ausstieg will. Die Anti-AKW-Bewegung hat immer kritisiert, daß diese Energieform undemokratisch ist. Und das zeigt sich jetzt sehr deutlich. Die Mehrheit der Bevölkerung will den Ausstieg aus der Atomenergie. Die Bundesregierung will es eigentlich auch, nur die Atomlobby, spielt nicht mit.

Trittin hat aber doch den Aufstand geprobt.

Eben - geprobt. Wir müssen jetzt den Einstieg in den Ausstieg finden. Es geht jetzt ans Eingemachte. Wenn die Grünen die Wende in der Energiepolitik nicht schaffen, können Sie einpacken. Die Grünen sollten nicht vergessen, daß sie nur in Bonn sitzen, weil es mal eine Anti-AKW-Bewegung gegeben hat. Ich habe allerdings die Befürchtung, daß das Ganze jetzt wieder auf die lange Bank geschoben wird. Wenn das nicht passiert, fragt man sich wirklich, warum regieren die Grünen in Bonn eigentlich mit. Die Grünen dürfen nie vergessen, wer sie letztendlich nach Bonn geschickt hat. Die Grünen sind aus der Umwelt- und Anti-AKW-Bewegung hervorgegangen.

Kommen wir mal zurück nach Bremen. Der Landesvorstand der Grünen hat sie nicht auf seine Vorschlagsliste für die Kandidaten zur Bürgerschaftswahl gesetzt. Riskieren Sie deshalb jetzt so eine große Lippe?

Daß die Frage kommt, wußte ich. Ich sehe das eher unter sportlichen Gesichtspunkten. Ich glaube, daß jemand wie ich, der aus der Friedens- und Anti-AKW-Bewegung kommt, es bei den Grünen nicht mehr ganz so leicht hat. Die Grünen vergessen ihre Ursprünge.

Wollen Sie auf dem Parteitag um einen Listenplatz kämpfen?

Ja, natürlich. Diese Liste ist nichts weiter als ein Vorschlag des Landesvorstands. Da haben sich zwei Leute zusammengesetzt und was aufgeschrieben. Die Liste ist nirgendwo in der Partei diskutiert worden. Man kann ja mal die Frage stellen, ob der Landesvorstand überhaupt das Recht hat, sowas zu tun. Ich finde, der Vorstand kann einen Vorschlag machen, ich muß den nicht akzeptieren. Fragen: kes

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