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Bremen setzt aufs Pferd

■ Der Staat übernimmt die Galopp-Rennbahn in der Vahr und spendiert 30 Millionen Mark / Wirtschaftsplan rechnet mit einer Verdopplung der Umsätze in drei Jahren

Bremens Galopp-Rennbahn steht auf dem letzten Platz in der „Bundesliga“ der westdeutschen A-Rennbahnen, was die Zahl der Renntage und den Wett-Umsatz angeht. Investiert wurde in den letzten Jahren nichts mehr. Wenn das so weiter geht, heißt es in einer Beschlußvorlage des Wirtschaftssenators, dann wird der „schleichende Verfall“ der Rennbahn schließlich mit der „Schließung“ der Rennbahn enden.

In den letzten 20 Jahren glich der Kaffee-Erbe Walther J. Jacobs die Verluste von einer halben Million jährlich regelmäßig aus, aber Walther Jacobs ist 1998 gestorben und sein Sohn Andreas Jacobs „erbte“ zwar den Präsidentenstuhl im Rennverein, will aber den jährlichen Zuschuß nicht weiter bezahlen. Seit Jahren macht das Wirtschaftsressort Vorstöße, um die Rennbahn zu modernisieren. 1994 schon wollte Wirtschaftsstaatsrat Frank Haller die Modernisierung des Rennvereins durchsetzen, der damalige Sparkassen-Vorstand und spätere Finanzsenator Ulrich Nölle sollte als Zeichen der Wende im Vorstand des Rennvereins plaziert werden. Als die 67 Mitglieder des Rennvereins ablehnten, schmollte Haller und schrieb dem alten Rennvereins-Sponsor Jacobs einen verbitterten Briefes: „Ich persönlich stehe für gemeinsame Aktivitäten nicht mehr zur Verfügung.“ Die Sparkasse zog den von ihr gestifteten Preis zurück. Auf dem Rennplatz fanden 1997 zwei Trab-Rennen statt, die – als Element des neuen Konzeptes - neues Publikum anlocken sollten. Der Versuch endete mit einem finanziellen Desaster.

Der alte Walther Jacobs ist nun tot, das Wirtschaftsressort nimmt einen neuen Anlauf, um das „tiefgreifende Problem“ auf bremische Art zu lösen: Der Staat selbst soll ins Rennbahn-Geschäft einsteigen. Die „Hanseatische Veranstaltungsgesellschaft“ (HVG) soll die Mehrheit (60 Prozent) der Bremer Rennbahn GmbH übernehmen, der Rennverein hält die restlichen 40 Prozent. Das Land Bremen will gleichzeitig ca. 30 Millionen Mark in den Rennplatz investieren, die aber nach bewährtem Muster bei der Rennbahn GmbH nicht zu Buche schlagen sollen. Die laufenden Ausgaben sollen sich bis zum Jahre 2002 fast verdoppeln. Die modernisierte Bahn soll dabei, so der Wirtschaftsplan, den staatlichen Zuschuß-Bedarf von derzeit 1,6 Mio auf 1,2 Millionen im Jahre 2002 senken. Aber auch für weitergehende Verluste würde der Haupt-Gesellschafter, die Staatskasse, aufkommen müssen.

Damit die steigenden Kosten aus dem Renngeschäft selbst weitgehend gedeckt werden könnten, so der Wirtschaftsplan, müßten die Wettumsätze pro Spiel um rund 40 Prozent ansteigen, die Zahl der Renntage müßte verdoppelt werden und die Zuschauerzahlen müßten von derzeit 30.000 auf dann 70.000 im Jahr steigen. Kurz: Die Bremer Rennbahn müßte „den Anschluß sowohl im überregionalen Wettbewerb der Galoppbranche als auch gegenüber den vergleichbaren bremischen Sportstätten“ wieder gewinnen, schreiben die Experten der Wirtschaftsbehörde. Ziel der 30-Millionen-Finanzspritze ist es, „die Sportanlage auf einen vergleichbaren Stand zu bringen wie das Weser-Stadion oder die Stadthalle. Die Planung orientiert sich an den Wettbewerbsanlagen in anderen Städten, z.B. Hannover.“

Zusätzlich zu der staatlichen Investition soll auf privates Risiko ein 100 Zimmer-Hotel entstehen; die Idee, eine Dependance der Spielbank am Rennplatz einzurichten, scheint aber „aktuell nicht realisierbar“. K.W.

siehe auch Kommentar Seite 21

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