Kommentar (vgl auch S. 30): Mehr verdient
■ Kraftakt gegen Jugendarbeitslosigkeit
Wir kennen das Spiel: Schuld an der Ausbildungsmisere sind immer die andern. In Bremen schieben die Kammern dem Bildungssystem und den Jugendlichen die Schuld in die Schuhe. Und die Betriebe werden beschimpft, weil sie zu überzogene Erwartungen haben. Währenddessen verschwinden immer mehr Jugendliche perspektivlos im Nirwana.
Völlig kleinkariert sind dabei diese Schuldzuweisungen: Bremen legt als einziges westliches Bundesland ein Minus an neuen Ausbildungsverträgen vor – und im Minusland hat man nur solche Erklärungen parat. Als ob Niedersachsen nicht auch mit schwierigen Schülern und einer Finanzmisere zu kämpfen hat.
Konstant niedrige Ausbildungszahlen in Bremen im Vergleich zum Bundestrend zwingen zum Handeln und nicht zum Meinungskrampf. Bündnisgespräche, die letztlich nur als Papiertiger enden werden, helfen da nicht weiter. Und auch nicht hansestädtische Unbeweglichkeit, die ein klotzendes und kleckerndes Sanierungsprogramm nicht kaschieren kann.
Wo bleibt denn der vielbeschworene Strukturwandel? Wo die neuen Berufe, gute Schulen und konzertierte Regierungsaktionen gegen Jugendarbeitslosigkeit, die andere Bundesländer vorantreiben? Die 4.000 arbeitslosen Bremer Jugendlichen haben mehr verdient als erstmal nur großkoalitionäres Schweigen. Katja Ubben
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen