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Was Bremen ohne Koschnick wär'

■ In seiner Zeit als Bürgermeister wurde Koschnick nicht gefeiert / Was zur Wahrheitsbildung über den neuen Ehrenbürger Bremens dazugehört

„Was Bremen ohne Koschnick wär..., das ist nur schwer zu sagen. Darüber gibt es manche Mär...“ So beginnt ein kleines Gedicht, das Olaf Dinnée, der SPD-Querulant der 70er Jahre und Grünen-Gründer, gestern dem „Hans“ überreicht hat. In der Zeit, in der Koschnick Bremens Bürgermeister war, wäre eine Ehrung wie die gestrige nicht vorstellbar gewesen.

1973 zum Beispiel, da wollte Koschnick auch Landesvorsitzender der SPD werden. Henning Scherf war es damals, zusammen mit Klaus Wedemeier, Olaf Dinnée und Peter Willers, die das in einem innerparteilichen Kraftakt verhinderten – Henning Scherf bekam den Posten, der für seine Karriere wichtig war.

Bei der Abstimmung auf dem Landesparteitag war Koschnick übrigens nicht da – mal wieder. Daß er „nicht da“ war, war permanenter Kritikpunkt. „Nicht da“ war der Innensenator Koschnick auch 1968, als die Schüler und die Arbeiter in Bremen demonstrierten. Er sei auf einer Innenministerkonferenz, erklärte er damals. Das war wohl gelogen.

In die Zeit Koschnicks als Bürgermeister fällt ein erheblicher Teil von Bremens Schulden-Bildung, auch das ist ein dunkles Kapitel, das aber zur Wahrheit dazugehört. Nicht nur, weil Koschnick der heute gültigen Lohnsteuerzerlegung zugestimmt hat, die heute als ungerecht für die Stadtstaaten kritisiert wird: Die „Pendler“ zahlen ihre Steuern am Wohnsitz, nicht mehr am Arbeitsort. Zudem ging die Stadtentwicklungspolitik damals von der Vorstellung aus, daß Bremen zu einer Millionenstadt wachsen würde. Es wurden sehenden Auges Schulden gemacht, um die Infrastruktur auf diese Perspektive vorzubereiten. Koschnick interessierte sich offenkundig für diverse internationale Fragen, die er in seiner eigenschaft als stellvertreternder Vorsitzender der Bundes-SPD verfolgte. In dieser Lage hielt der damalige Fraktionsvorsitzende Klaus Wedemeier scharfe Reden in der Bürgerschaft, in denen er die Finanzpolitik des SPD-Senats in äußerster Schärfe kritisierte.

Koschnick trat schließlich 1985 zurück und ließ Bremen über die Hintergründe spekulieren. Koschnick schlug gleichzeitig seinen Widersacher, der als starker Mann der Fraktion die besten Aussichten auf seine Nachfolge hatte, vor. Nichts charakterisiert den politischen Stil Koschnicks besser als das: Er vermittelt mit ganz viel Gespür den Ausgleich von Interessen, seine Freiheit ist ganz viel Einsicht in Notwendiges.

Auf die Frage „Was Bremen ohne Koschnick wär...“ fällt auch denen, die von seiner Regierungszeit viel mitbekommen haben, wenig ein. Ganz sicher ist nur eines: Das öffentliche Rekrutengelöbnis am 6. Mai 1980 hätte es in Bremen nicht gegeben. Koschnick hatte in Bonn auf eigene Kappe eine Zusage gemacht, und der Senat konnte davon nicht herunter.

Als 1989 in Polen die unabhängige Gewerkschaft Solidarnosc kämpfte, da fürchtete Koschnick wie die meisten Sozialdemokraten die Destabiliserung des Warschauer Paktes. Das galt auch damals, als Solidarnosc-Vertreter nach Bremen kamen – Koschnick riet den Bremer DGB-Vertretern ab, die Solidarnosc-Leute offiziell aufzuwerten.

K.W.

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