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A wie Affe, C wie Clown

Hamburgs Öffentliche Bücherhallen und das Amt für Schule prämiieren selbstgemachte ABC-Bücher von Kindern  ■ Von Christiane Tursi

„Opa hat immer nicht geglaubt, daß ich schon lesen kann!“ kräht die kleine Erstkläßlerin. Doch Opa wurde jetzt eines Besseren belehrt. Die Bücherhalle am Grindelberg belebten gestern, passend zum Welttag des Buches, drei Schulklassen, die im diesjährigen „Lesekistenwettbewerb“ die schönsten ABC-Bücher gestaltet hatten. „Wir feiern heute euren Einstieg in die Welt des Buches“, begrüßte Axel Widmann von der Hamburger Schulbehörde die erwartungsvollen Kleinen. „Und wie kommt man da hinein?“ Finger schnellen in die Höhe. „Aufschlagen!“ „Was reinschreiben!“ tönt es aus verschiedenen Ecken. „Ja, richtig“.

Schulbehörde und Öffentliche Bücherhallen wollen da ein bißchen nachhelfen. Das Lesekistenprojekt ist mittlerweile ein vierjähriges Förderprogramm, an dem 396 Hamburger Schulklassen teilnehmen. Jede Klasse erhält pro Halbjahr eine Kiste mit 40 aktuellen Kinderbüchern. Das Amt für Schule stellt jährlich 100.000 Mark für das Projekt zur Verfügung, ebensoviel kommt von den Öffentlichen Bücherhallen. „Unser Ziel ist es, daß Kinder an Büchern Gefallen finden und Freude am Lesen haben“, erläutert Heidi Schnoor das Engagement der Öffentlichen Bücherhallen.

Das scheint zu gelingen. 50 Schulklassen haben am ABC-Buch-Wettbewerb teilgenommen. Phantasie, Kreativität und Spaß beim Lesen- und Schreibenlernen stellten die Kinder in ihren bunten Gemeinschaftsarbeiten unter Beweis.

Die drei prämiierten Bücher erwecken die Welt der Buchstaben auf ganz unterschiedliche Weise zum Leben: Buchstaben zum Anfühlen hat die Klasse 1c der Schule Windmühlenweg aus Sülldorf erarbeitet. Ein großes O – wie Orang-Utan – ist mit Fell beklebt, das V – wie Vogel – mit Federn. Buchseiten im Din A4-Format hat die 1b aus der Schule Stübenhofer Weg aus Kirchdorf kollagenartig mit Photos, Zeitungsausschnitten und selbstgeschriebenen Wörtern ge-spickt. Und gleich ganze Geschichtchen mit dazugehörigen Bildern schrieb und malten die Kinder der Klasse 2b von der Schule Möllner Landstraße aus Billstedt.

Eine Urkunde und ein Gesellschaftsspiel gab es als Preis für jede Klasse. So richtig angetan waren die Kids aber weniger von den etwas mageren Preisen als von Zauberer Friedrich, der sein Publikum auf vertrauliche Weise in seine Tricks einbeziehen und dennoch verblüffen konnte. „Du hast geschummelt!“ kam immer wieder Protest unter den Kindern auf, die ihm akribisch auf die Finger schauten. Zum Ende übernahmen Lehrerinnen und Lehrer aber wieder die Regie. Rein in die Jacken und geschlossen zur Tür hinaus.

„Die Raupe will die Welt erkennen“, schrieb die achtjährige Susanne aus Billstedt. zum R„Aber erst wenn die Sonne scheint. Die Raupe geht los. Das Abenteuer beginnt jetzt.“ Ja, richtig.

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