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600 Stunden Sommersmog

■ Greenpeace: Trittins Fahrverbote nicht genug, um Smogdauer genügend zu mindern

Berlin (taz) – Professioneller ist er geworden, der Bundesumweltminister, jedenfalls, was den Umgang mit Forderungen angeht. Als Greenpeace gestern in Hamburg eine Studie des Frankfurter Umweltprognose-Instituts (UPI) veröffentlichte, nach der die Ozonkonzentration den gesundheitskritischen Wert heute doppelt so häufig übersteigt wie noch vor zwanzig Jahren, lag seine Reaktion bereits schriftlich vor: In einem Gast-Kommentar für Bild am Sonntag kündigte er an, die Sommersmog-Verordnung „so schnell wie möglich“ zu verschärfen.

Daß das passieren soll, steht bereits im Koalitionsvertrag. Trotzdem hatte sich Trittin noch im März einen dicken Rüffel von Bundeskanzler Schröder eingefangen, als er ein erstes Strategiepaper angeblich ohne Absprache mit anderen Ressorts von Fachleuten aus seinem eigenen, dem Verkehrs-, dem Wirtschafts- und dem Gesundheitsministerium sowie Wirtschafts- und Umweltverbänden hatte diskutieren lassen.

Die Umweltverbände dürfte die neuerliche Ankündigung Trittins jedoch nicht zufriedenstellen, künftig ab einer Ozonkonzentration von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft Tempolimits zu verhängen, anstatt wie bisher bei 240 Mikrogramm. Zusammen mit der ebenfalls geplanten Einschränkung bei der Verwendung von Lösungsmitteln, so der Autor der UPI-Studie, Dieter Teufel, würde diese Maßnahme die Spitzenkonzentrationen an Ozon um 28 Prozent senken. „Das reicht jedoch nicht aus“, sagt Greenpeace-Experte Karsten Smid. Der bisherige Grenzwert werde laut der Studie jährlich 600 Stunden lang überschritten, in den 70ern seien es nur 200 bis 300 Stunden gewesen. Nur mit langfristigen Maßnahmen wie schadstoffarmen Benzin und Katalysatoren sowie einem weniger am Auto orientierten Verkehrskonzept sei der Sommersmog „nicht in den Griff zu bekommen“. Wirksam seien nur Fahrverbote. Sein Vorschlag: Ab einer Ozonkonzentration von 120 Mikrogramm dürfen Pkw ohne Katalysator nicht mehr fahren, ab 180 Mikrogramm gilt das Verbot für alle Autos. Damit ließen sich die Ozonwerte laut UPI-Studie um mehr als 70 Prozent reduzieren.

So weit will oder kann Trittin aber nicht gehen: Am Ende seines Kommentars warb er um Akzeptanz für seinen gemäßigten Vorschlag: Es sei „wirklich kein Anschlag auf unsere Bewegungsfreiheit“, schreibt der Minister, „wenn wir an 12 bis 15 Sommertagen im Jahr etwas weniger auf die Tube drücken dürfen“. Beate Willms

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