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Nach dem Crash in den Müll

Helme bieten nur beim ersten Unfall effektiven Schutz vor Kopfverletzungen. Jugendliche, die Risikogruppe Nr. 1, finden den Aufsatz meist „uncool“  ■   Von Volker Wartmann

Ihre optische Erscheinung kann so manchen Ästheten nicht so recht überzeugen, aber viele Fakten sprechen für ihre Benutzung: Fahrradhelme können einen Crash zwar nicht verhindern, aber die Unfallfolgen häufig abmildern und manchmal sogar Leben retten.

Laut einer kürzlich veröffentlichten amerikanischen Studie erleiden Radfahrer, die einen Helm tragen, bei Unfällen zu 70 Prozent seltener Kopfverletzungen als diejenigen, die dem Asphalt die blanke Stirn bieten. Besonders Kinder und Jugendliche sind gefährdete Radfahrer. In der Altersgruppe der Zehn- bis Fünfzehnjährigen verunglücken laut Statistik die meisten Radfahrer. Gerade diese Gruppe findet die schützenden Kopfschalen meist „echt uncool“ und „oberhäßlich“, wie Stiftung Warentest zu berichten weiß.

1997 testete Stiftung Warentest 18 Fahrradhelme für Erwachsene und 1998 19 Fahrradhelme für Kinder und Jugendliche. Vier der Erwachsenenmodelle sollte man lieber gleich im Regal lassen. Ihre Stoßdämpfung ist so schlecht, daß sie mit „mangelhaft“ beurteilt wurden. Immerhin 13 Helme erhielten ein „gut“, einer wurde mit „zufriedenstellend“ bewertet. Beim Test der Fahrradhelme für Kinder und Jugendliche erhielten 14 von 19 Helmen die Testnote „gut“, zwei ein „befriedigend“. Von drei Fabrikaten sollte man laut Stiftung Warentest besser im vorhinein die Finger lassen: Sie wurden wegen zu geringer Stoßdämfung als „mangelhaft“ eingestuft. Ausdrücklich warnen die Tester vor No-name-Produkten, die im Baumarkt für einen Zehner oder einen Zwanziger angeboten werden. Für einen „guten“ Erwachsenenhelm müssen mindestens rund 70 Mark hingeblättert werden. Die noch etwas teureren Helme bringen nicht mehr Schutz, aber sind oft besser verarbeitet und haben eine bessere Paßform.

Ökotest untersuchte 1999 elf Kinderfahrradhelme neben ihrer Gebrauchstauglichkeit auch auf ihre Schadstoffbelastung. Ergebnis: Nur zwei Helme bekamen das Testurteil „empfehlenswert“. Fünf Helme wurden als „eingeschränkt empfehlenswert“ eingestuft, zwei als „weniger empfehlenswert“. Drei der Kopfbedeckungen aus Hartschaum beurteilte Ökotest als „nicht empfehlenswert“. In fünf Helmen fand Ökotest eine erhöhte Belastung mit dem Schwermetall Antimon in den Riemen, Schaumstoffpolstern oder dem Gurtring um den Kopf. In sechs Helmen bemängelte Ökotest PVC, PVDC oder andere chlorierte Kunststoffe. Ein Fahrradhelm ist genau für einen Aufprall gemacht: Danach ziehen sich mehr oder weniger feine Risse durch den harten Schaum. Selbst wenn man sie von außen nicht sieht, gehört der Helm nach einem Crash in die Kunststoffsammlung. Einige Hersteller nehmen ihre Helme nach einem Unfall zurück, und gegen eine geringe Zuzahlung gibt es dann sogar Ersatz.

Doch gute Dämpfungseigenschaften sind nicht alles. Der Helm muß im Falle des Falles auch fest auf dem Kopf sitzenbleiben und darf auch beim Aufprall nicht verrutschen. Darum sollte ein Fahhradhelm vor dem Kauf unbedingt anprobiert und auf guten Sitz getestet werden. In Australien und einigen anderen Ländern gibt es eine gesetzliche Helmpflicht für Fahrradfahrer. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hält eine Helmpflicht für wenig sinnvoll. „Das wäre ein Bekämpfen der Unfallwirkungen, aber nicht der Unfallursachen“, sagt Benno Koch, Pressesprecher des ADFC Landesverband Berlin. „Viele Unfälle ereignen sich, weil Fahrradfahrer auf schwer einsehbare Radwege verwiesen werden, wo man sie beim Rechtsabbiegen übersieht.“ Unfälle ließen sich vor allem dadurch verhindern, wenn Autofahrer und Radfahrer ständigen Sichtkontakt hätten. Koch: „Mit einer fahrradfreundlicheren Verkehrspolitik kann man wesentlich mehr Sicherheit für Fahrradfahrer erreichen als durch das Tragen eines Helms.“

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