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Bald bessere Prostitution

■ Justizministerin begrüßt die Aufwertung von Huren und erwägt Strafen für Freier

Frankfurt (AP) – Bundesfrauenministerin Christine Bergmann (SPD) hat für ihre Pläne zur Legalisierung der Prostitution Rückenstärkung aus der Koalition erhalten. Dagegen reagierten Politiker der Union am Wochenende überwiegend ablehnend. Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin brachte das „schwedische Modell“ in die Diskussion: „Dort werden nicht die Frauen diskriminiert, sondern die erwischten Freier bestraft“, sagte die SPD-Politikerin der Welt am Sonntag.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnte davor, Zuhälterei straffrei zu stellen. Prostituierte würden auch ausgebeutet, wie moderne Sklavinnen gehalten und mit Gewalt zu ihrer Tätigkeit gezwungen, erklärte der Vorsitzende der GdP, Norbert Spinrath im WDR. Däubler-Gmelin erklärte: „Wir lehnen Prostitution ab. Christine Bergmann will aber Schluss machen mit der elenden Heuchelei, die Prostitution akzeptiert, dabei aber die Frauen verdammt und die Freier begünstigt, weil Dirnenlohn nicht eingeklagt werden kann.“

Der rechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Norbert Geis, meinte dagegen: „Die Bevölkerung empfindet, dass die Tätigkeit einer Prostituierten nach wie vor gegen die guten Sitten verstößt.“ Man könne diese nicht als Dienstleistung ansehen wie die am Postschalter. Wer einen Honoraranspruch dafür gesetzlich verankern wolle, „misshandelt unser Rechtssystem“, sagte der CSU-Politiker. Dagegen meinte der CSU-Gesundheitsexperte Wolfgang Zöllner: „Die Überlegung, Prostitution weitgehend als Beruf anzuerkennen, bedarf einer genauen Prüfung und sorgfältigen Abwägung.“

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