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Palästina: Pietismus und NS-Sympathien

1854: Gründung des pietistischen „Evangelischen Vereins zur Errichtung des Reiches Gottes auf Erden in Jerusalem“ in Württemberg; der späteren „Tempelgesellschaft“

1861: Die Tempelgesellschaft mit cirka dreitausend Anhängern spaltet sich von der protestantischen Landeskirche ab

1868/69: Beginn der Ansiedlung von Templern in Palästina

1874: Spaltung der Gemeinschaft; rund ein Viertel der Templer in Palästina kehrt zum Protestantismus zurück

1889: Kaiser Wilhelm II. besucht auf seiner Orientfahrt die deutschen Siedlungen

1914 bis 1918: Zu Kriegsbeginn leben rund 2.200 Palästinadeutsche in sieben Kolonien; militärischer Einsatz der meisten von ihnen auf dem Kriegsschauplatz Palästina

1918: 850 Palästinadeutsche werden von den siegreichen Engländern nach Ägypten deportiert, wo sie in einem Hotelkomplex interniert werden

1920: Rückkehr der Internierten nach internationalen Protesten in das nunmehr britische Mandatsgebiet Palästina

Januar 1932: Die ersten Palästinadeutschen – Karl Ruff und Walter Aberle – beantragen die Mitgliedschaft in der NSDAP

November 1933: Die NSDAP in Palästina hat 42 Mitglieder, Beginn des Aufbaus eines Organisationsgefüges; Karl Ruff wird Landesvertrauensmann – eine Position, die der des Landesgruppenleiters entspricht. Haifa und Jaffa werden NSDAP-Stützpunkte

1933 bis 1935: Interner Streit lähmt den Aufbau der Partei

Oktober 1935: Cornelius Schwarz wird Landesgruppenleiter. Gemeinsam mit dem Jerusalemer Generalkonsul Walter Doehle betreibt er eine effektive Gleichschaltung der palästinadeutschen Siedlungen

Sommer 1936: Ausbruch der arabischen Unruhen; erste Streiks arabischer Arbeiter in deutschen Siedlungen

Januar 1938: Die Landesgruppe Palästina der NSDAP erreicht einen Stand von 330 Parteimitgliedern

Januar 1939: Britisches Militär beginnt mit regelmäßigen Razzien in deutschen Siedlungen; Verdacht der Unterstützung arabischer Aufständischer

August/September 1939: 320 Palästinadeutsche, überwiegend Wehrpflichtige mit ihren Familien, verlassen das Land Richtung Deutschland

Sommer 1941: Mehr als fünfhundert Palästinadeutsche werden nach Australien deportiert

Mai 1948: Gründung Israels; die letzten deutschen Siedler müssen das Land verlassen

1996: Beginn der Restaurierung der Deutschen Kolonie in Haifa, wo viele deutsche Pietisten lebten. Ziel: „Alleen, Häuser und Gärten im ursprünglichen Stil wiederherzustellen“

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