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Das PortraitEin Doktor mit acht Medaillen

■ Reiner Klimke

Das Gesicht Olympias: Dressurreiter Dr. Reiner Klimke (1984) Foto: AP

Er redete über Pferde wie andere über Menschen. „Wer 'Biotop‘ sieht, findet ihn schön. Aber der Kerl ist ein Deubel“, beschrieb Reiner Klimke seinen unberechenbaren Trakehnerhengst. Er konnte nicht anders: Sah das junge Pferd 1992 in Russland, verguckte sich, bildete es aus. Bald war der sechsmalige Olympiasieger zurück, vergessen sein Abschied von 1991. „Wann ich zurücktrete, bestimme immer noch ich“, sagte er im Januar 1998. Gestern starb Reiner Klimke in Münster, im Alter von 63 Jahren, an den Folgen eines Herzinfarkts.

Von 1960 bis 1988 nahm er an sieben Olympischen Spielen teil, gewann 1984 die Einzelkonkurrenz und holte insgesamt acht Medaillen. Hinter dem Schwimmer Michael Groß wurde er 1988 Zweiter bei der Wahl zum Sportler des Jahres – es war eine symbolische Ehrung für den bei Olympia erfolgreichsten deutschen Sportler. Popularisiert aber hat Klimke die Dressur nicht. Er war immer Doktor Reiner Klimke, der Doktor war so etwas wie sein erster Vorname.

Seine Welt war das Viereck, diese seltsam karge Arena der Dressurreiter. Sein Sport ist ein anachronistischer in unseren eventseligen Zeiten – da trabt ein Pferd auf der Stelle, im Sattel sitzt steif der Reiter, mit Frack und Zylinder, und beide zusammen sollen möglichst elegant dabei aussehen. Viele Dressurgegner halten die Bewegungen der Tiere für unnatürlich, viele langweilen sich schlicht beim Zusehen.

Der Reiz erschließt sich nur den Eingeweihten; in ihrer elitär kleinen Welt schwärmen die Dressurfreunde vom anmutigen Hub der Hufe, von präzisen Traversen. Klimke war ihre graue Eminenz. Er schrieb Lehrbücher, war Funktionär.

Im Hauptberuf Notar und Anwalt, saß er von 1990 bis 1995 für die CDU im Landtag. „Als Politiker kriegt man nur Schimpfe“, sagte er mal. Ärger gab es auch anderswo. Derzeit ermittelt nach Informationen des Stern die Staatsanwaltschaft in Münster gegen Klimke und seinen Sohn Michael, der ebenfalls Dressurreiter ist. Sie stehen im Verdacht, russische Zuchtpferde beim Zoll als Schlachtvieh deklariert zu haben. Den Tierquälerei-Skandal um Paul Schockemöhle überstand er 1991 allerdings ungeschoren.

Von der „Droge Pferd“, vom Reiten, kam er sein Leben lang nicht los: „Ich brauche diesen Zwang zur Selbstdisziplin.“ Noch 1996 hatte Kollegin Isabell Werth prophezeit: „Reiner wird um eine Fahrkarte für Sydney 2000 kämpfen.“ Klimke hat bei der Antwort gelächelt: „Ich werde nicht darauf wetten.“ Rüdiger Barth

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