: Weniger Frauenförderung in den Unis
■ Die Nachfolge des Notprogramms für Hochschulen erhöht nur vordergründig die Mittel für Frauen. Die jetzt verabschiedeten Richtlinien liegen unter den 140 Millionen Mark, die es jährlich für Wissenschaftlerinnen gab
Berlin (taz) – Einen Aufbruch in der Frauenpolitik hatte sich Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) bei Regierungsantritt auf die Fahnen geschrieben: Bis zum Jahr 2005 sollten zwanzig Prozent der Lehrstühle in Deutschland mit Wissenschaftlerinnen besetzt sein. Doch ausgerechnet die sind nun bei der Neufassung des so genannten Hochschulsonderprogramms unter die Räder gekommen. In den Nachfolgeprojekten des Sonderprogramms, welche die „Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung“ am Montag beschlossen hat, werden die Mittel für verbindliche Frauenförderung von 140 Millionen Mark auf 60 Millionen jährlich gekürzt.
Als „herbe Enttäuschung“ kritisierte gestern Larissa Klinzing von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gegenüber der taz die reduzierten Frauenfördermittel. „Entgegen allen Zusagen in der Koalitionsvereinbarung opfert die Bundesregierung die Frauenförderung“, meinte Klinzing. Die frauenpolitische Sprecherin der GEW monierte vor allem, dass der Budgetschnitt verdeckt erfolgt ist.
Offiziell wird der Bund ab dem Jahr 2001 nämlich den eigenen Fördertitel für Frauen von 20 auf 30 Millionen Mark im Jahr erhöhen. „Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre“ lautet der Zuschuss für Stipendien, Werkverträge und Habilitationsvorhaben von Frauen. Geben die Länder, wie vereinbart, ihrerseits 30 Millionen Mark dazu, stehen so jährlich 60 Millionen Mark für Frauen zur Verfügung.
Bei den für Personal vorgesehenen Mitteln des Hochschulsonderprogramms waren aber bisher satte 144 Millionen Mark im Jahr für Frauen reserviert – immerhin zwanzig Prozent des Gesamtbudgets. Die Reservierung berücksichtigte bisher Frauen auf vielerlei Weise – zum Beispiel wurden daraus Zuschläge zur Kinderbetreuung bezahlt. Bund und Länder wollen stattdessen künftig Multimedia-Projekte und duale Studiengänge fördern.
Dabei lässt sich über den bisherigen Erfolg der Frauenförderung durchaus streiten. Frauen haben bisher gerade mal neun Prozent der ProfessorInnenstellen in Deutschland ergattert. Bei den C-4-Positionen, früher Lehrstühle genannt, gibt es kümmerliche vier Prozent Frauen. Kein Programm konnte hier eine Trendwende einleiten. Um die Quote zu heben, müssten in den kommenden fünf Jahren mindestens ein Drittel der Professuren an Frauen gehen. Tatsächlich schaffen jedoch nur rund 15 Prozent der jungen Wissenschaftlerinnen den Sprung auf der Karriereleiter.
Ein Grund für den Fehlschlag des Hochschulsonderprogramms, das mit den Studentenprotesten der Jahre 1988/89 begonnen wurde, ist die Verwendung der Fördermittel. Nicht alle Hochschulen haben das Geld wie geplant in Forschung und Lehre gesteckt. Stattdessen richteten sie Verwaltungsstellen ein oder bezahlten ihre Frauenbeauftragten. Selbst Projekte wie Behindertensport für Frauen profitierten von dem Geldsegen. „Den Ländern kamen die Bundeszuschüsse sehr gelegen“, versucht Bildungsstaatssekretär Wolf-Michael Catenhusen die Schuld auf die Kultusminister abzuwälzen. „Damit konnten sie ihre Haushaltslöcher stopfen.“
Ohne gezielte Unterstützung bleibt Frauen der Wissenschafts-Olymp weiterhin verschlossen. Klinzing warnt: „Es ist blauäugig, allein auf einen Generationswechsel bei den Professoren zu hoffen.“ Bis zum Jahr 2006 geht über die Hälfte der deutschen Professoren in Rente. Nicole Maschler
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