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Männer in Schweden fühlen sich diskriminiert

■ Stockholm droht wegen Frauenförderrichtlinie eine Verurteilung des EU-Gerichtshofes

Stockholm (ta*) – In Schweden werden Männer diskriminiert. Das meint jedenfalls der Generalstaatsanwalt des EU-Gerichtshofs in Luxemburg und empfiehlt deshalb eine Verurteilung der schwedischen Regierung. Konkret handelt es sich um eine 1995 vom damaligen Unterrichtsminister Carl Tham erlassene Regelung, die eine „positive Diskriminierung“ von Frauen vorsieht. Die schwedische Regierung wollte etwas gegen die berrepräsentation von Männern auf Professorenlehrstühlen in bestimmten Universitätsfachbereichen tun.

30 neue Professuren wurden eigens für Frauen geschaffen. Außerdem änderte das Parlament die Hochschulverordnung. Universitäten müssen seitdem bei der Vergabe von Lehrstühlen Frauen den Vortritt geben, wenn die Qualifikation sich nur „wenig schwerwiegend“ von männlichen Mitbewerbern unterscheidet. Frauen sollten also Vorrang erhalten, auch wenn sie nicht unbedingt die allererste Wahl waren. Die Regelung ist für alle Universitäten verbindlich.

Die fragliche Verordnung wird mittlerweile vom EU-Gerichtshof überprüft, nachdem ein Wissenschaftler, der sich durch diese „positive Frauendiskriminierung“ um einen Professorenposten gebracht sah, den Rechtsweg eingeschlagen hatte. Leif Andersson war bei der Vergabe einer Professur für Hydrosphärenwissenschaft an der Universität Göteborg übergangen worden, obwohl das Auswahlgremium ihn für fachlich am besten geeignet hielt. Der Hochschulrektor gab den Posten stattdessen an eine Frau.

Der EU-Generalstaatsanwalt sieht die schwedische Verordnung im Widerspruch mit dem in der EU-Verfassung verankerten Diskriminierungsverbot. Die vorrangige Berücksichtigung von Frauen, auch wenn sie schlechter geeignet seien, sei nicht hinnehmbar. Ob das gegenwärtige Verfahren tatsächlich in eine Verurteilung Schwedens mündet, ist allerdings fraglich. Denn der Generalstaatsanwalt erhebt formale Bedenken, ob der EU-Gerichtshof überhaupt entscheiden dürfe.

Die neu geschaffenen Professuren haben bislang nicht viel an der Männerherrschaft an den schwedischen Unis geändert. Nur jede neunte Professorenstelle ist in der Hand von Frauen. Die Regierungsinitiative wollte diesen Anteil bis 2008 wenigstens auf ein Viertel steigern. Reinhard Wolff

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