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■ Aus was besteht Geschwabbel?

„Baumwolle wächst auf Schafen“ – ein sonderbarer Aberglaube, dem 28 Prozent der neun- bis zehnjährigen deutschen Kinder anhängen. Der europäische Verband junger Landwirte hat 2.400 Kinder in ganz Europa über ihre Landwirtschaftskenntnisse verhören lassen; und die Mehrheit der Delinquenten wusste zwar, welchen Tieren vom Schöpfungsplan die Aufgabe zugewiesen wurde, für unsereinen sowie nebenher auch für den eigenen Nachwuchs Milch herzustellen. Wie Zucker entsteht, schwante den Kurzen aber nicht. Die Kinder, klagten die jungen Landwirte bitterlich, haben besonders Probleme damit, die „Verbindung zwischen dem Rohstoff und dem Endprodukt herzustellen“ – daraus wollen wir den Kleinen doch keinen Vorwurf machen, oder? Lassen Sie mal einen Doppelwhopper vor sich hinwerfen und beten Sie mir geschwind die Rohstoffe dieses gestaltlosen Geschwabbels herunter! Könnten Sie auch nicht, stimmt's? Wollen Sie gar nicht, damit Ihnen nicht bei fast jedem Verzehr von Industrie-Gepampe kotz-, würg- und sterbenselend wird!

Und noch eins, worin die Kleinen keine Peilung haben: Ein Viertel der englischen und niederländischen Kinder leben in dem Wahn, die Erde ihrer ungemütlichen Länder bringe Orangen und Oliven hervor, das zeigt uns nur, wie weit der Welthandel mit seiner Omnipotenz und Omnipräsenz schon gediehen ist. Nächstes Jahr will der Verband europäischer Landwirte eine europaweite Informationskampagne in den Schulen starten; und Sie, liebe Eltern, wollen jetzt bitte nicht zu streng mit Ihren holden Dümmlingen sein. Gut gemeint und dennoch ganz falsch wäre es etwa, Ihrem Kinde ins Gesicht zu bellen „Sag mir die Nahrungskette auf, sonst kommst du in die Wurst!“ Denken Sie sich bitte was Netteres aus, aber bringen Sie die ignorante Bande auf Vordermann! Klaus Nothnagel

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