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Der große Bruder fährt immer mit

■ BVG testet Video-Überwachung in Bus und Bahn. Grüne: O.K.

Bitte lächeln, denn gleich kommt das Vögelchen! Wer in den Bus steigt, könnte diese nette Aufforderung bald öfter hören. Der Grund: Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) planen, Busse, Straßen- und U-Bahnen per Video zu überwachen. Ein entsprechendes Pilotprojekt führt die BVG derzeit auf der U-Bahn-Linie 4, den Straßenbahnlinien 13 und 15 sowie auf der Buslinie 120 durch.

Dabei werden verschiedene Überwachungssysteme getestet: Ein Variante ist, dass der Fahrer nebenbei auf einen Monitor schaut und im Falle eines Falles auf Aufnahme drückt; möglich ist auch, die Bilder in eine Leitzentrale zu übertragen beziehungsweise permanent zu speichern. Im nächsten Jahr will sich die BVG für eine Variante entscheiden und einen größeren Feldversuch durchführen. Die BVG rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von 20 Millionen Mark. Mit der Video-Überwachung soll der Vandalismus eingedämmt werden. Der jährliche Schaden: rund 16 Millionen Mark.

Wolfgang Wieland, innenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, begrüßt die Video-Überwachung. „Es gibt leider einen Anlass, die Leute zu beobachten“, sagte Wieland. Der Vandalismus sei nicht hinzunehmen, die Sicherheitslage sei angespannt – insbesondere auf den „Geisterbahnhöfen ohne Personal“. Deshalb dürften die Kameras auch kein Ersatz für Personal werden. Für die Überwachung müssten aber noch klare gesetzliche Regelungen geschaffen werden, so Wieland.

Auch der Sprecher des Berliner Datenschutzbeauftragten, Volker Brozio, hält den Video-Einsatz als „verlängertes Auge“ für unproblematisch. In Ordnung sei auch, wenn Anlass bezogen aufgezeichnet werde. „Eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung ist aber mit uns nicht zu machen“, sagte Brozio.

Zudem müssten die Datenschützer in den Versuch eingebunden werden. Den erwarteten Erfolg der Überwachung stellte Brozio aber in Frage: „Erfahrungen aus England haben gezeigt, dass sich die Straftaten lediglich räumlich verlagern.“ Richard Rother

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