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Atomkonzerne dementieren Ausstiegskompromiss

■ Einem Zeitungsbericht zufolge wollen die Unternehmen vier AKW bis 2002 abschalten und einer Laufzeit von 32,5 Jahren pro Anlage zustimmen: Stromproduktion als Basis

Berlin (taz) – Vier Atomkraftwerke wollen die Energieversorger angeblich noch in dieser Regierungsperiode abschalten. Die Voraussetzung: Die Laufzeit für jedes der 19 Strom produzierenden AKW müsse auf durchschnittlich 32,5 Jahre festgelegt werden. Das berichtete gestern die Berliner Zeitung und berief sich auf verlässliche Quellen in der Industrie. Danach wollen sich die Energieunternehmen nicht länger an ihre vier ältesten Anlagen Stade, Obrigheim, Biblis A und Brunsbüttel klammern.

Kaum stand der Bericht in der Zeitung, kam jedoch das Dementi der Unternehmen Viag, Veba, RWE und PreussenElektra: Absolut nichts sei an der Meldung dran. Im Bundesumweltministerium freute man sich trotzdem über die neue „Verhandlungsbereitschaft“ der AKW-Betreiber. Das Abschalten von vier Kraftwerken sei ein gutes Angebot, die Durchschnittslaufzeit von 32,5 Jahren aber weniger schön.

Die grünen Minister Jürgen Trittin und Joschka Fischer wollen höchstens 30 Kalenderjahre durchsetzen – wobei das den meisten grünen Landesverbänden schon zu viel ist.

Das Angebot der Industrie beinhaltet angeblich, dass die Anlagen insgesamt noch 2.500 Milliarden Kilowattstunden Strom produzieren dürfen. Diese Energiemenge dürften die Konzerne selbständig aufteilen – einige AKW also früher abschalten, andere dafür länger laufen lassen. Bereits Ende Oktober hatte Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) im Rahmen der Verhandlungen um den Atomkonsens vorgeschlagen, die Strommenge zur Berechnung der Ausstiegsfrist heranzuziehen.

Das Modell stellt einen Kompromiss dar. Die Grünen forderten vor einigen Monaten noch 25 Kalenderjahre Gesamtlaufzeit pro AKW seit Inbetriebnahme. Die Industrie wollte nicht weniger akzeptieren als 35 Volllastjahre, in denen tatsächlich Strom produziert wird: Durch Reparaturzeiten und Stillstand aus anderen Gründen inklusive würde die faktische Laufzeit damit unter Umständen 40 Jahre pro Atomkraftwerk überschreiten.

Die energiepolitische Sprecherin der Grünen, Michaele Hustedt warnte, dass sich die Regierung nicht von ihrem Fahrplan abbringen lasse solle: erst das Gesetz für den Ausstieg, dann ein letzter Versuch zur Einigung mit der Industrie.

Der Grüne Winfried Hermann, stellvertretender Vorsitzender des Umweltlausschusses im Bundestag, wies auf den „Pferdefuß“ des möglichen Vorschlags hin. Würde die Laufzeit an der noch zu produzierenden Strommenge bemessen, könnte die Bundesregierung die Sicherheitsanforderungen für die Atomkraftwerke nicht verschärfen, ohne durch die damit verbundenen längeren Reparaturzeiten auch die Laufzeit der Anlagen zu erhöhen.

„Der Vorschlag würde zu einer nicht akzeptablen Verlängerung der Gesamtlaufzeit führen“, sagt Hermann. „Der letzte Atomreaktor würde erst 2021 abgeschaltet. Das ist definitiv zu spät“, so Hermann. Hannes Koch

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