piwik no script img

Blüm: „Es kommt sowieso alles raus“

■ CDU-Vizechef Norbert Blüm fordert Helmut Kohl im taz-Interview auf, die Namen der Spender endlich zu nennen. Wirtschaftsprüfer Horst Weyrauch dementiert Zahlungen der hessischen CDU an die Bundespartei

Berlin (taz) – Erstmals hat ein führender CDU-Politiker den dramatischen Umbruch im Innern der Partei beschrieben, der durch das Schwarzgeld-Geständnis des hessischen Landesverbandes ausgelöst wurde. Im taz-Interview schildert Norbert Blüm die Stimmung zu Beginn der Spendenaffäre mit den Worten: „Erst einmal die Reihen schließen, eine Familie hält zusammen.“ Bis zum Hessen-Skandal sah der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Kohls Fehler als einen Gesetzesverstoß aus guten Absichten und aus Nachlässigkeit an. „Ich dachte, das stehen wir durch“, so Blüm.

Seinen Aufruf an Helmut Kohl, die Namen der Spender zu nennen, bezeichnet Blüm als einen „Rettungsruf“. Es gebe für die CDU nur noch eine Überlebenschance, und das sei die Wahrheit.

Wie am Wochenende bekannt wurde, könnte die Bundes-CDU entgegen ihren Angaben doch Gelder aus dem illegal angehäuften Auslandsvermögen des hessischen Landesverbandes erhalten haben. Die CDU prüft diese Vorwürfe mit Hochdruck. Die Wirtschaftsprüfer der Partei in Hessen und im Bund stünden in engem Kontakt, um mögliche Verbindungen zu klären, ließ die CDU-Führung verlauten.

Als Schlüsselfigur in der Affäre gilt der langjährige CDU-Steuerberater Horst Weyrauch. Dieser hat am Sonntag gegen ihn gerichtete Vorwürfe zurückgewiesen. In einer von seinem Rechtsanwalt veröffentlichten Erklärung betonte Weyrauch, es bedürfe keiner rechtlichen Mittel, um die von ihm gewünschten Unterlagen und Auskünfte zu erhalten. Er habe von vornherein seine Bereitschaft hierzu mitgeteilt und halte auch in Zukunft daran fest. Weyrauch gab zu, dass nach dem In-Kraft-Treten des neuen Parteiengesetzes 1984 die hessische CDU 20,8 Millionen Mark aus Bankguthaben bei der Metallbank auf Treuhandkonten in der Schweiz ausgegliedert habe. Über die Herkunft dieses Geldes wisse Weyrauch allerdings nichts. Es seien auch niemals Zahlungen der hessischen CDU an die Bundespartei geleistet worden. Jens König

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen