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Unglaubliches aus FriedrichshainKohl unschuldig!

Warum der CDU-Politiker keinen Geldkoffer gepackt hat

Weil Helmut Kohl dicht hält, hat Joachim Kohl aus Friedrichshain Ärger bekommen. Ein Unbekannter, der die nächste Folge des großen Spendenenthüllungsromans nicht länger abwarten konnte, griff kürzlich selbst zur Tastatur, um ein Stück CDU-Geschichte zu schreiben. Und so schälte sich am Montag Abend ein gefälschtes Geständnis des Friedrichshainer CDU-Jugendstadtrats Joachim Kohl aus dem Fax-Gerät der Redaktion: Kohl habe 1994 vom CDU-Landesverband Bimbes in Höhe von 50.000 Mark in bar erhalten und 12.000 Mark wegen „der angespannten Lage in meinem Bäckereibetrieb“ in die eigene Apfeltasche gewirtschaftet.

Doch der Inhalt des Schreibens sollte sich als so wahr erweisen wie eine Stellungnahme von Heinz Schleußer. Zum Kreisvorsitzenden der CDU Friedrichshain, wie es in dem gefälschten Briefkopf heißt, hat es Joachim Kohl nie gebracht. Die Vokabeln „rückhaltlose Aufklärung“ bzw. „brutalstmögliche Aufklärung“, die bei keinem Eingeständnis der Christdemokraten fehlen dürfen, tauchen in dem Schreiben nicht auf. Lediglich die Textabschnitte „um Stillschweigen gebeten“ und „unnötiges Aufsehen“ lassen auf Authentizität des Textes hoffen. Kurz: Die Geschichte war unvorstellbar wie eine Hausdurchsuchung bei Manfred Kanther.

Joachim Kohl, der vor wenigen Tagen den Koffer gepackt hatte und derzeit in der italienischen Landschaft weilt, dementierte sofort: „Davon stimmt nicht ein einziges Wort.“ Die Fax-Kennung weist das Büro der Friedrichshainer PDS-Baustadträtin Martina Albinus-Kloss als Absender aus. Die aber weiß, wie es sich für eine ordentliche Politikerin gehört, von nichts.

Die besseren Skandale besorgt sich die CDU ohnehin selbst. Noch am gleichen Abend gestand CDU-Chef Wolfgang Schäuble notgedrungen jenen weiteren Kontakt mit dem Waffenhändler Schreiber ein, den er bis dato verschwiegen hatte. Kein Zweifel also, dass Joachim Kohl Recht hat, wenn er die Erklärung als „plumpe Fälschung“ bezeichnet. Schon die geringe Summe hätte eigentlich stutzig machen müssen.

Andreas Spannbauer

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