Kommentar: Luxus-Ausstand
■ Warum der Hamburger Lehrerstreik der GEW ein Eigentor sein dürfte
„Junge Lehrer einstellen – Alte LehrerInnen entlasten“ fordert die GEW und lässt sich den Streik-Aufruf richtig was kos-ten. Recht haben sie, denn es ist das falsche politische Signal, wenn ältere LehrerInnen mehr und dafür junge LehrerInnen gar nicht arbeiten. Besonders, da es politisch so en vogue ist, immer und überall auf dem Thema Bildung herumzureiten. Da Schule sich ändern soll und Senatorinnen wie Rosemarie Raab und Ute Pape sich dafür in publicityträchtige Dialoge mit SchülerInnen begeben. Es stimmt auch, dass bei immer weniger Lehrerstellen die drastischen Kürzungen zu drastischen Reaktionen führen müssen.
Dabei erregt ein Streik mehr Aufsehen als die vorangegangenen Versuche, diese Kürzungen zu verhindern. Dass sich die GEW aber so auf die Streichung der Altersermäßigung kapriziert, könnte ein Eigentor sein. Klar ist es nett, bei vollem Gehalt ab 55 eine Stunde und ab 60 noch eine Stunde weniger arbeiten zu müssen, und natürlich sollen Junge ran.
Die Frage ist nur, ob die Abschaffung eines Luxusgutes einen Streik rechtfertigt. Denn nirgendwo sonst im öffentlichen Dienst gibt es die Ermäßigung. Dabei sind Feuerwehrleute und Krankenschwestern im Alter sicher nicht weniger ausgebrannt.
Im Vergleich zu ihren KollegInnen im Schuldienst verdienen sie aber weniger und können sich nicht leisten, was Lehrern leichter fällt: Zugunsten von mehr Freizeit auf ein bisschen Gehalt zu verzichten. Insofern ist dieser Streik ein Luxus-Streik. Für einen Luxus und zu einem luxuriösen Preis.
Sandra Wilsdorf
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