„Der Zeuge ist spitze!“

Der geflüchtete Waffenhändler Karlheinz Schreiber schildert, wie die 100.000-Mark-Spendezur CDU kam. Schreiber will demnächst einen neuen Zeugen für seine Darstellung präsentieren

taz: Herr Schreiber, wie war das nun wirklich mit dieser 100.000-Mark-Spende an die CDU?

Karlheinz Schreiber: Also, wir wurden eingeladen zu einem Abendessen mit Herrn Schäuble, zu einem politischen Gespräch, von der Schatzmeisterin. Meine Frau war eigentlich stocksauer, weil wir in den Ferien waren, und zwar in der Nähe von St. Tropez. Und nun mussten wir zurückfliegen und abends zu diesem Dinner gehen.

Auf jeden Fall sitzt Schäuble da, und ich sage zu meiner Frau: Stell dir mal vor, da haben sie den fast umgebracht wegen seinem Job, der sitzt den ganzen Tag im Rollstuhl, und jetzt muss der abends sich noch mit Leuten wie uns hierhersetzen und um Geld betteln. Und er hat mir, ich kannte ihn ja nicht näher, er hat mir Leid getan. Da habe ich gesagt, okay, der kriegt eine Spende.

Am nächsten Morgen habe ich dann telefoniert, mittags sind wir schon wieder weggeflogen, und auf der Rückreise bin ich dann in Lugano gewesen, dann bin ich nach Zürich gefahren, habe mit meinen Freunden gesprochen, habe Geld abgehoben, habe es mitgenommen nach Kaufering, und da hat es die Frau Baumeister abgeholt, und das war der Vorgang.

 Also hat die frühere CDU-Schatzmeisterin Frau Baumeister das Geld bei Ihnen abgeholt?

Ja, die Frau Baumeister hat’s abgeholt! Dass ich ihm das Geld am nächsten Morgen übergeben haben soll, ist absoluter Unsinn und der Streit überhaupt nicht verständlich.

Und nun kriegt kein vernünftiger Mensch in den Kopf: Warum ist es denn so wichtig, dass er das am nächsten Tag bekommen hat? Dafür kann es nur eine Erklärung geben, dass eben an seiner Geschichte mit den 100.000 irgendwas nicht stimmt, was wir alle nicht wissen, und deshalb lügt er wie gedruckt.

 Sie haben angedeutet, das könnte etwas mit Herrn Weyrauch, dem früheren CDU-Steuerberater, zu tun haben.

Der Weyrauch war ein erklärter Gegner vom Schäuble und der Freund vom Kohl und Kiep, und jetzt auf einmal ist er der Freund vom Schäuble. Da kann ich doch nur Vermutungen anstellen: Kohl und Kiep sind passé, Schäuble ist ja wieder ins Präsidium gekommen, und die Merkel, na ja, eines Tages wird die sowieso nicht mehr da sein, dann kommt der Schäuble wieder. Inzwischen macht er sich’s gemütlich in der Konrad-Adenauer-Stiftung, und das ist auf jeden Fall von der Interessenlage her für Weyrauch interessanter als die anderen beiden, nicht? Also gibt es irgendetwas zwischen Weyrauch und Schäuble, warum sich Weyrauch ihm zuwendet. Nach dem Gesetz der Logik kann das nicht anders sein. Ich jedenfalls sage Ihnen voraus, dass Schäuble überführt wird, und ich empfinde überhaupt keinen Triumph darüber.

 Aber Sie werden für diesen Druck sorgen, sagen Sie.

Ja, und ich sage ihnen auch, warum. Meine Frau und ich haben in Ottawa gesessen und haben uns diese Bänder angeschaut, und da waren eben auch seine Erklärungen zu dem Thema alle drauf. Ich habe nie im Leben einen solchen Gesichtsausdruck bei meiner Frau gesehen, das völlig Unfassbare, dass sie sagt: „Schatz, entschuldige mal, das gibt’s doch gar nicht. Kneif mich mal, das kann doch nicht wahr sein, ich war doch dabei! Was erzählt der denn da, wie kann der Mensch so unvorstellbar lügen und warum?“ Da habe ich zu meiner Frau gesagt: Ich zeige ihn an, das ist alles, was ich machen kann.

Ich wusste, dass diese Anzeige noch nicht greift, weil er ja noch mal vernommen wird. Aber er hat es für sich dadurch nach meiner Meinung ganz furchtbar gemacht, weil, wenn jetzt rauskommt, dass er mit dieser Perversität die Journalisten und das ganze Volk permanent belogen hat, kann er doch zusammenpacken.

Nun zu Ihrem neuen Zeugen, Herr Schreiber. Wer oder was ist da zu erwarten?

Bisher habe ich die Zeugen ja alle präsentiert, die gesagt haben, das Geld hat Frau Baumeister abgeholt. Es gibt aber noch einen Zeugen für den Vormittag, wo ich angeblich bei ihm gewesen sein soll.

Der Zeuge, den ich jetzt noch habe, der ist spitze!

INTERVIEW: KLAUS WITTMANN