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Ein Gruselkabinett in Köpenick

Die NPD sagt ja zu sich selbst und versammelt fragwürdige Prominenz in ihrer Parteizentrale: Horst Mahler und Franz Schönhuber als Kronzeugen der Meinungsfreiheit. Parteichef Voigt kündigt Aufbau eigener Infrastruktur an

Eine Garde alter Herren hat sich gestern im Dienste der deutschen Sache und für eine deutsche Infrastruktur versammelt: Horst Mahler, RAF-Gründer und heutiger NPD-Sympathisant, Franz Schönhuber, Ex-„Republikaner“-Vorsitzender und dann noch NPD-Chef Udo Voigt.

Die rechtsextreme Partei hatte angesichts der NPD-Verbotsdebatte in die Bundesparteizentrale geladen, um die NDP als Verkörperung der Meinungsfreiheit zu präsentieren. So zumindest die Sicht von Horst Mahler. 100.000 Unterschriften gegen ein Verbot will der ehemalige RAF-Gründer sammeln, der sich seit längerem als rechter Vordenker profiliert. „Ja zu Deutschland – nein zum NPD-Verbot“, nennen Mahler und NDP-Chef Udo Voigt die Kampagne, die sie gestern in Köpenick unter einem Wellblechdach vorstellten. Mit auf dem Podium und Erster auf der an die Journalisten verteilten Unterzeichnerliste: Franz Schönhuber, von Mahler weihevoll als verdienstvoller Journalist und Strauß-Spezi vorgestellt. Der allerdings wollte zwar die Aktion unterstützen, aber nicht mit seiner Unterschrift herausrücken. Vor den „lieben Kollegen“ Journalisten wetterte er gegen ein mögliches NPD-Verbot und andere diskutierte Maßnahmen, aber als Sympathisant der Nationaldemokraten wollte sich Schönhuber auf keinen Fall bezeichnen lassen. Besser gefiel sich der ehemalige Bundesvorsitzende der „Republikaner“ in der Rolle als Grandseigneur der extremen Rechten. Als solcher müsse er „Äquidistanz“ zu NPD, Republikanern und DVU wahren, die hoffentlich bald ihre Kräfte bündeln würden.

Beinahe unterwürfig benahm sich gegenüber Schönhuber auch der NDP-Vorsitzende Udo Voigt: „Herr Schönhuber, darf ich’s sagen?“ In sechs Berliner Hotels sei Schönhuber abgewiesen worden, beklagte Voigt. Beim nächsten Berlin-Besuch kann Schönhuber vielleicht schon in einer NPD-eigenen Herberge absteigen, wenn es nach Voigts Visionen geht: Die NPD werde eine eigene Infrastruktur aufbauen, verkündete der Vorsitzende.

In den Bundesländern sollten Stützpunkte entstehen, ähnlich wie die Berliner Parteizentrale. Die ist mit Wachleuten, Schäferhunden und einer Sicherheitsschleuse am Eingang geschützt. Weil Wirte die Partei nicht mehr gerne sähen, sollten auch eigene Gaststätten und Hallen als Treffpunkte gekauft oder gepachtet werden. Mit ausländerfeindlichen Gewalttaten wollte der NDP-Chef nichts zu tun hätten. Auf solche „Morde aus Niedertracht“ würde im ersehnten „NDP-Deutschland“ die Todesstrafe stehe. Und man war sich einig: Durch die Verbotsdiskussion würden sich viele Deutsche erst zur NPD bekennen. Auch die Sperrung von rund 30 Parteikonten werde gerichtlich aufgehoben werden. FIETE SEGERS

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