bezirkschaos: Die CDU fängt an zu rotieren
Was als langweiliger Verwaltungsakt begann, könnte bald bei Harald Schmidt landen: Die Bezirksreform bringt wieder Schwung in die zur Langeweile erstarrte politische Landschaft der Hauptstadt.
Kommentar von UWE RADA
Schuld daran sind nicht nur die Nickeligkeiten, die sich aus der Reduzierung von 23 auf 12 Bezirksämter ergeben und so manchem altgedienten Haudegen auf dem Bezirksamtssessel den Weg in den verdienten Ruhestand ebnet. Auch die politische Farbenlehre wird derzeit um einige schillernde Varianten bereichert. Als einer der größten Farbmischer erweist sich dabei ausgerechnet CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky.
Nicht wenige deuten die rot-roten und schwarz-grünen Amouren auf Bezirksebene bereits als Fingerübungen für die nächste Abgeordnetenhauswahl. Schließlich müssen sich sowohl die SPD als auch die CDU aus ihrem Dilemma befreien, jeweils nur das alte Alter Ego als Koalitionspartner zur Vergügung zu haben.
Bislang freilich zweifelte keiner daran, wer von beiden Neukonstellationen der Herr im Haus sein würde: die CDU gegenüber den Grünen (wie in Mitte) und die SPD in ihren Annäherungen an die PDS (wie in Prenzlauer Berg).
Zumindest Kreuzhain und Friedrichsberg haben das durcheinander gebracht. Zuerst erklärte die SPD, einen PDSler zu wählen. Und nun fordert, man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen, Klaus Landowsky einen grünen Schultes.
Doch ein Schelm ist, wer dabei nichts Böses denkt. War da nicht was? Richtig! In Schöneberg, bisher von einer grünen Bürgermeisterin regiert, lässt die CDU wieder alle fünfe grade sein. Elisabeth Ziemer jedenfalls fiel bislang dreimal durch, obwohl den Grünen ein Stadtrat zusteht.
So sind sie die, die CDUler, mischen alles bunt durcheinander und am Ende sehen doch alle schwarz.
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