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Ursache: Technischer Defekt

■ Zwei armenische Kinder sterben bei Brand in Flüchtlingsheim Billbrook

Der Feuerwehrschlauch hängt unbenutzt in seinem Kasten im dritten Stock. Die Betriebsanleitung ist auf Deutsch: „Ventil mit dem Handrad linksdrehend öffnen“. Niemand hier hätte das verstehen können. 390 Flüchtlinge leben in der Unterkunft in Billbrook, und die meisten sprechen nur einzelne Worte Deutsch. Als in der Nacht zu Sonntag ein Feuer ausbrach, starben zwei kleine Jungen in den Flammen.

Dass es ein Brandanschlag von außen war, schließt die Polizei eindeutig aus. Das Feuer sei durch einen technischen Defekt entstanden, hieß es gestern nach ersten Ermittlungen. Vermutlich habe ein Fern-seher Feuer gefangen und das Zimmer in Brand gesetzt, in dem die beiden armenischen Kinder schliefen. Deren Mutter befand sich in einem gegenübergelegenen Raum. Sie konnte sich retten.

Das Feuer brach in der dritten Etage des fünfstöckigen Hauses aus. Gegen 2.50 Uhr war ein Bewohner durch die starke Rauchentwicklung aufgewacht und hatte Polizei und Feuerwehr alarmiert. Als die bei der abseits gelegenen Flüchtlingsunterkunft eintrafen, schlugen offene Flammen aus einer Wohnung im dritten Obergeschoss. Sie evakuierten vorübergehend die dritte, vierte und fünfte Etage. Erst nachdem das Feuer gelöscht war, fanden sie die Leichen der beiden Jungen. Sie seien an ihren schweren Brandverletzungen gestorben, so die Polizei. Insgesamt wurden außerdem acht BewohnerInnen verletzt.

Der im Erdgeschoss anwesende Wachmann der Einrichtung von pflegen & wohnen habe nach Entdecken des Feuers Alarm ausgelöst, berichtet ein Junge der taz, wie er den Brand erlebte. Daraufhin seien die Familien aus dem Haus gerannt. Er selbst habe sich einen Feuerlöscher geschnappt und sei vom ersten in den dritten Stock gelaufen. Das Gerät habe nicht funktioniert.

Auf Feindseligkeit stieß gestern, wer in der Unterkunft nähere Informationen über die Brandnacht bekommen wollte. Die Angestellten verweigerten jegliche Antwort, warfen Fragende vielmehr handgreiflich aus dem Gebäude. Auch der Träger p & w hatte keinen Ansprechpartner benannt.

So musste auch die Frage unbeantwortet bleiben, wieso die Unglücksstelle wenige Stunden nach dem Feuer nur notdürftig gesichert war. Die Glastür zu dem Flur, auf dem es brannte, ist gesprungen, die Scherben drohen jeden Moment herauszubrechen. Rundum ist nichts abgesperrt, und auf dem Flur, direkt vor der Tür, spielten gestern Nachmittag schon wieder Kinder. Elke Spanner

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